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Psychosoziale Risikofaktoren bei der Entstehung des postinfektiösen Reizdarmsyndroms: eine prospektive Kohortenstudie

Fachliche Zuordnung Gastroenterologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 182804829
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hintergrund: Das postinfektiöse Reizdarmsyndrom ist eine der häufigsten gastrointestinalen Erkrankungen; eine hohe Komorbidität mit psychischen Störungen ist beschrieben. Die Rolle psychischer Faktoren bei der Entstehung des infektiösen Reizdarmsyndroms wird seit langem kontrovers diskutiert. Prospektive Studien, die notwendig wären, um einen kausalen Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren und einer Entstehung eines postinfektiösen Reizdarmsyndroms zu belegen, fehlten bisher vollständig. Fragestellung: Mittels einer prospektiven Studie, bei der der psychische Statuts vor Beginn einer gastrointestinalen Infektionserkrankung erhoben wurde, wurde der Einfluss psychosozialer Faktoren bei der Entstehung des postinfektiösen Reizdarmsyndroms untersucht. Methode: Als Probanden mit hohem Risiko für eine zukünftige gastrointestinale Infektion wurden Reisewillige vor ihrer Fernreise bei der Impfberatung im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf für die Studie rekrutiert. Die Probanden wurden vor Reiseantritt (T0), innerhalb von 2 Wochen nach der Reise (T1) sowie sieben Monate nach der Reise (T2) untersucht. Die Follow-up-Untersuchungen wurden sowohl bei Probanden mit Reisediarrhoe als auch solchen ohne Reisediarrhoe durchgeführt. In die Studie wurden zur Baseline (T0) N=1.964 Patienten eingeschlossen; zum Follow-up nach der Reise (T1) wurden 1.464 Patienten (Follow-up Quote: 75%) nachuntersucht, und zum 7-Monats-Follow-up (T2) nach der Reise wurden 1.190 Patienten (Follow-up Quote: 81%) in die Untersuchung eingeschlossen. Die statistischen Untersuchungen fanden mittels deskriptiver statistischer Verfahren und univariater sowie multivariater logistischer Regressionsanalysen statt. Ergebnisse: Sieben Monate nach Reiseende betrug die Inzidenz des Reizsyndroms in der gesamten Stichprobe 7,2 %. Die Studienteilnehmer, die zur T2 ein Reizdarmsyndrom entwickelt hatten, waren in univariaten Analysen signifikant jünger, häufiger weiblich, ledig und nicht erwerbstätig. Sie zeigten höhere Ausprägungen in allen Maßen der psychischen Belastung; u.a. z.B. für hypochondrische Symptomwahrnehmung und für die somatische Beschwerdestärke. In multivariaten Analysen wurden unter anderem weibliches Geschlecht, eine stattgehabte Reisediarrhoe, Diarrhoe in den 4 Monaten vor Reiseantritt und die allgemeine Anfälligkeit für Diarrhoe bei Stress als Risikofaktoren für die Entstehung eines Reizdarmsyndroms nach der Reise identifiziert. Außerdem erwiesen sich die somatische Symptombelastung und hypochondrische Ängste - auch unter Kontrolle aller übrigen Variablen - als signifikante Prädiktoren für die Entwicklung eines postinfektiösen Reizdarmsyndroms sieben Monate nach der Reise. Diskussion: Diese Studie zeigt erstmals in einem prospektiven Design an einer Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung, dass Patienten, die an einem postinfektiösen Reizdarmsyndrom erkrankten, bereits vor der Infektion psychisch belastet sind. Dabei spielen eine hypochondrische Symptomwahrnehmung und eine erhöhte Somatisierungsstärke eine wesentlich größere Rolle als unspezifischere Faktoren wie z.B. Neurotizismus und Depressivität. Mit dem prospektiven Design konnte unsere Studie dazu beitragen, die Ätiopathogenese des Reizdarmsyndroms weiter aufzuklären. Es werden im Anschluss weitere Studien erforderlich sein, welche die genauen Prozesse der Beteiligung psychosozialer Faktoren an der Entstehung des Reizdarmsyndroms untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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