Rezeption und Produktion von Information durch Jugendliche in der konvergenten Medienwelt
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Studie ging in einer standardisierten Befragung von jugendlichen Nutzenden jugendaffiner Internetplattformen im Alter von 12 bis 19 Jahren (N = 1206) und qualitativen Fallstudien mit gesellschaftlich-politisch interessierten 14- bis 20-Jährigen (N = 24) der Frage nach, inwieweit und mit welchen Schwerpunkten sich Jugendliche die informationsbezogenen Möglichkeiten der konvergenten Medienwelt, insbesondere der Online-Medien, jeweils zunutze machen. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass Online-Medien integraler Bestandteil jugendlichen Gesellschafts- und Politikinteresses sowie politischer Meinungsbildung sind. Allerdings erscheinen die aktiveren Formen des Umgangs mit den Möglichkeiten des Internets – mit Ausnahme der Kommunikation – noch nicht sehr weit verbreitet, obwohl die Befragten das Internet sowohl für die Information zum aktuellen Geschehen als auch für die Beschäftigung mit interessierenden Themen gesellschaftlich-politischer Relevanz durchaus für wichtig halten. Das informationsbezogene Medienhandeln auch gesellschaftlich-politisch interessierter Heranwachsender bleibt häufig auf die Rezeption beschränkt. Auch im Internet bilden massenmediale Angebote in verschiedenen Online-Strukturen häufig den Ausgangspunkt für Informationsaktivitäten und für viele Jugendliche bleibt es dabei. Nur Teile der gesellschaftlich-politisch interessierten Jugendlichen informieren sich online themenbezogen durch die Nutzung von User Generated Content sowie von Websites und Informationsmaterial von Parteien, Gruppierungen oder Initiativen, die sich in Hinblick auf das jeweilige Thema positionieren. Die Potenziale des Internets für gesellschaftliche und politische Partizipation werden also bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Der hohe Stellenwert Sozialer Online-Netzwerke im Alltag Jugendlicher schlägt sich auch im Informationsverhalten nieder. Geht es um das Verfassen eigener Beiträge, das Weiterleiten und Kommentieren von Informationen und den themenbezogenen Austausch, erweisen sich Online-Netzwerke für die Befragten rein quantitativ als eine zentrale Struktur. Insbesondere gesellschaftlich interessierte Jugendliche mit niedrigerem Bildungshintergrund zeigen sich hier themenbezogen aktiv. Da es sich bei Online-Communitys um eine Struktur handelt, die sowohl von stärker als auch von weniger stark gesellschaftlich-politisch Interessierten genutzt werden und die insbesondere Jüngere, Mädchen und formal niedriger gebildete Jugendliche im Zusammenhang mit Information nutzen, Gruppen also, die in der Regel ein geringeres explizites Politikinteresse äußern, scheinen diese Strukturen zunächst geeignet auch „politikfernere“ Segmente der Jugend mit peer-to-peer-Ansätzen zu erreichen. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass insbesondere Teile der gesellschaftlich-politisch interessierten Jugendlichen Vorbehalte gegen eine politische Artikulation in entsprechenden Online-Strukturen haben, die sowohl begründeter Skepsis als auch diffusen Ängsten zuzuschreiben sind. Hier zeichnet sich medienpädagogischer Handlungsbedarf ab. Die Ergebnisse werden – soweit die Erhebungstiefe dies zulässt – unter dem Blickwinkel sozialer Inklusion und Exklusion im Rahmen von Mediatisierungsprozessen diskutiert, also unter der Fragestellung, inwiefern durch das Informationsverhalten soziale Ungleichheit verstärkt wird. In pädagogischer Perspektive werden sie unter der Fragestellung betrachtet, welche neuen Ausformungen von Medienkompetenz im Rahmen des Informationsverhaltens erforderlich sind, um gesellschaftliche Partizipation zu realisieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012): Jugend und Information im Kontext gesellschaftlicher Mediatisierung. In: Krotz, Friedrich/Hepp, Andreas (Hg.): Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze, Wiesbaden: VS Verlag, S. 307-329
Wagner, Ulrike/Theunert, Helga/Gebel, Christa/Schorb, Bernd
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(2013): Jugend, Information und Partizipation online. Zur Differenzierung von Beteiligungsformen im Internet. In: Dang-Anh, Mark/ Einspänner, Jessica/ Thimm, Caja (Hg.): Digitale Gesellschaft – Partizipationskulturen im Netz. Reihe „Bonner Beiträge zur Onlineforschung“, Bd. 4, Münster: Lit-Verlag
Wagner, Ulrike
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(2013): Online-Mediengebrauch Jugendlicher. Umgang mit gesellschaftlich relevanter Information. In: merz | medien + erziehung, Jg. 57, H. 3, S. 33-41 (Erratum in merz 4/2013 zur Angabe des DFG-Geschäftszeichens)
Gebel, Christa/Jünger, Nadine/Wagner, Ulrike