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Kriminalpräventive Wirkung von Anti-Korruptions-Programmen - Deutsche Großunternehmen im Spannungsfeld zwischen Landes- und Unternehmenskultur -

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 183445704
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Es handelt sich um ein Fortsetzungsprojekt, das auf den Ergebnissen aus der vorherigen Studie zur kriminalpräventiven Bedeutung der Unternehmenskultur aufbaut, in der über 4.300 Manager in 15 international operierenden deutschen Unternehmen mittels eines webbasierten Fragebogens befragt wurden. In diesem Fortsetzungsprojekt wurde die Fragestellung auf andere Länder und Kulturen ausgedehnt. Hierzu wurden mittels standardisierter Telefoninterviews knapp 2.000 Mitarbeiter und Manager in Deutschland, Russland, China und Indien befragt. Einbezogen wurden nur Mitarbeiter und Manager aus Privatunternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten. In der Stichprobe waren 47% der Befragten bei Großunternehmen mit weltweit mehr als 500 Mitarbeitern und 32% in einem börsennotierten Unternehmen beschäftigt. Rund 10% der Befragten gehörten zum Senior und Top Management und 31% zum mittleren Management. Das Instrument baute auf den Fragen und Dimensionen zur Erhebung der Unternehmenskultur der vorherigen Studie auf, aber wurde antragsgemäß um Dimensionen zur Landeskultur und Prävalenz von Korruption im Alltag und dem Vertrauen in regionale Institutionen wie Politiker, Justiz und Presse erweitert. Die Fragengruppen wurden quasi gespiegelt, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu Fragen innerhalb und außerhalb der Unternehmen zu gewährleisten. Des Weiteren erwies es sich als sinnvoll, auch Elemente eines CMS zu erheben. Das Fortsetzungsprojekt gelangte zu folgenden Ergebnissen: 1. Die zentralen Befunde der Korruptionsforschung konnten bestätigt werden. Die Korruptionsbelastung in einem Land wird sowohl durch kulturelle Faktoren geprägt wie „Machtdistanz“ und „kollektivistische Werteorientierung“ als auch durch institutionelle Faktoren wie fehlendes „Vertrauen in Institutionen wie Politik, Justiz und Medien“. 2. Es bestätigte sich erneut die kriminalpräventive Wirkung einer integritätsförderlichen Unternehmenskultur. Hierzu zählen der „Tone from the Top“ der Geschäftsleitung, die Vorbildfunktion des direkten Vorgesetzten („Ethical Leadership“), Commitment der Unternehmung und die gelebte Kultur auf Mitarbeiterebene. 3. Eine problembelastete Landeskultur schwächt zwar die Korruptionsimmunität der Beschäftigten im Unternehmensalltag, aber durch ein Compliance Programm und insbesondere durch eine integritätsförderliche Unternehmenskultur können Unternehmen negativen Effekten der Landeskultur entgegenwirken. 4. Ein CMS kann seine Wirksamkeit nur im Zusammenhang mit einer integritätsförderlichen Kultur im Unternehmen entfalten. Ein CMS entfaltet lediglich über das Wissen um die Strafbarkeit von Korruption und der Ethical Guidelines des Unternehmens eine indirekt hemmende Wirkung auf die Korruptionsimmunität. Der Fokus vieler Unternehmen auf eher formal ausgerichtete Compliance Programme greift somit zu kurz. 5. Strukturelle und auch kulturelle Faktoren hemmen zwar in stark korruptionsbelasteten Ländern durchaus die Entwicklung von CMS in der Privatwirtschaft, aber strenge Haftungsregularien auf wichtigen ausländischen Märkten schaffen vor allem bei international operierenden börsennotierten Großunternehmen nachweisliche Compliance Anreize. 6. Eine integritätsförderliche Unternehmenskultur übt einen immunisierenden Effekt auf ihre Mitarbeiter auch in korrumpierenden Situationen im Alltag aus. Unternehmen können ihre Mitarbeiter und somit letztlich auch die Kultur eines Landes vor allem durch ihre Unternehmenskultur positiv beeinflussen. Sie verfügen über eine sozialisatorische Kraft, die über den reinen Unternehmenskontext hinausgeht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2016): Compliance und Unternehmenskultur - Eine empirische Untersuchung zur Wirksamkeit von Anti-Korruptionsprogrammen. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 1, 23-41
    Bussmann, Kai-D./ Niemeczek, Anja/ Vockrodt, Marcel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/mks-2016-990504)
  • (2017): Company culture and prevention of corruption in Germany, China and Russia. European Journal of Criminology, 1-23
    Bussmann, Kai-D./ Niemeczek, Anja/ Vockrodt, Marcel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177%2F1477370817731058)
  • (2018): Kriminalpräventive Wirkung von Anti- Korruptionsprogrammen - Deutsche Großunternehmen im Spannungsfeld zwischen Landes- und Unternehmenskultur. K. Boers & M. Schaerff (Ed.), Kriminologische Welt in Bewegung, Neue Kriminologische Schriftenreihe der Kriminologischen Gesellschaft e.V.; Band 117, S. 243-254
    Bussmann, Kai-D./ Selzer, Nicole/ Grüner, Sven
  • (2019): Compliance Through Company Culture and Values: An International Study Based on the Example of Corruption Prevention. Journal of Business Ethics, 797-811
    Bussmann, Kai-D./ Niemeczek, Anja
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10551-017-3681-5)
 
 

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