Die Analyse interkultureller Lehr-/Lernprozesse im Englischunterricht der Klassenstufe 9
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Sinne einer Angebots-Nutzungs-Situation haben die individuellen Voraussetzungen, die Klassenkomposition und realisierten Qualitätsdimensionen des Unterrichts einen Einfluss auf die interkulturellen Lernergebnisse von Schülerinnen und Schülern. Lernende mit hohen kognitiven Eingangsvoraussetzungen und weibliche Schülerinnen schneiden grundsätzlich in den interkulturellen Aufgaben besser ab. Es zeigen sich darüber hinaus aber auch Qualitätsdimensionen des Unterrichts im Sinne der allgemeinen Unterrichtsqualität, die für den Lernerfolg bedeutsam sind: Regelklarheit und Störungsarmut sowie ein positives Fehlerklima. Weiterhin gibt es spezifische Qualitätsdimensionen, die einen Zusammenhang zur Leistungsentwicklung der Lernenden zeigen: die Moderation interkultureller Diskussionen und das Erlauben von kritischen Perspektiven auf den Unterrichtsgegenstand. Für die Realisierung eines guten interkulturellen Englischunterrichts scheinen die interkulturellen Erfahrungen der Lehrpersonen in gewissem Umfang hilfreich zu sein, denn Extremgruppenvergleiche weisen auf Qualitätsunterschiede in der Bearbeitung interkultureller Themen hin. Dennoch sind die realisierten Qualitätsdimensionen in der Gesamtstichprobe unabhängig von den Eingangsvoraussetzungen der Lehrpersonen. Stattdessen zeigte sich die Klassenkomposition als relevanter Prädiktor für die realisierten Qualitätsdimensionen: In Klassen mit einem hohen Anteil an Lernenden mit Zuwanderungshintergrund werden die interkulturellen Qualitätsdimensionen stärker realisiert. Der Effekt der Klassenzusammensetzung auf die Lernergebnisse wird zum Teil durch eine höhere interkulturelle Unterrichtsqualität wie der Moderation interkultureller Diskussion und dem Erlauben kritischer Perspektiven vermittelt. Grundsätzlich weisen die Befunde darauf hin, dass Klassen, in denen Schülerinnen und Schüler mehr Möglichkeiten haben, sich zu beteiligen und ihre eigenen interkulturellen Erfahrungen und Vorstellungen einzubringen, eine höhere interkulturelle Kompetenz erreichen als in Klassen, in denen dies weniger realisiert wird. Allerdings müssen die Ergebnisse zurückhaltend interpretiert werden, da es sich um eine Querschnittsanalyse handelt. Für die Entwicklung von interkulturellem Unterricht weisen die Ergebnisse darauf hin, dass Lehrpersonen einerseits über eine allgemeine Lehrkompetenz verfügen, offen und diskursiv mit interkulturelle Themen umgehen sollten und möglichst über eigene interkulturelle Erfahrungen verfügen sollten, die ihnen eine Konkretisierung abstrakter interkultureller Themen erlauben. Die Ergebnisse weisen weiterhin darauf hin, wie relevant die Klassenkomposition für die Unterrichtsqualität ist und dass diese in der Konzeption von Unterricht dringend berücksichtigt werden muss. Die Migrations- und Akkulturationserfahrung der Lernenden sollte als Ressource für den interkulturellen Unterricht unbedingt berücksichtigt werden. Für zukünftige Forschungsarbeiten im Feld des interkulturellen Fremdsprachenunterrichts ist es wichtig, dass geeignete Texte und Lernaufgaben entwickelt und deren Einsetzbarkeit bei Lernenden mit unterschiedlichen Voraussetzungen empirisch evaluiert werden. Weiterhin sollte der Frage nachgegangen werden, wie die interkulturelle Unterrichtsqualität zwischen der Klassenkomposition und den Lernergebnissen vermittelt. Hierzu könnte man sich quasi-experimentelle Studien vorstellen, die mit unterschiedlichen Lernsettings und verschiedenen Lernmaterialien in heterogen zusammengesetzten Klassen interkulturelle Lernsequenzen realisieren, um den jeweils unterschiedlichen Lernerfolg zu prüfen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2016). Dokumentation der qualitativen Unterrichtsanalysen im Forschungsprojekt „Interkulturelle Lehr-/Lernprozesse im Englischunterricht der Klassenstufe 9“. Universität Duisburg- Essen: Online Publikation
Göbel, K.
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(2016). Hochinferente Beurteilung von interkulturellem Englischunterricht. Ratingdimensionen und deskriptive Ergebnisse aus dem Projekt „Interkulturelle Lehr-/Lernprozesse im Englischunterricht der Klassenstufe 9“. Universität Duisburg-Essen: Online Publikation
Göbel, K. & Neuber, K.