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Mikroinvasive Therapie von kariös- und entwicklungsbedingten Zahnschmelzveränderungen durch Infiltration mit dentalen Kunststoffen

Fachliche Zuordnung Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2006 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 18573115
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Kariesinfiltration ist ein mikro-invasives Verfahren zur Arretierung kariöser Läsionen durch Penetration der porösen Schmelzanteile mit niedrig-viskösen lichthärtenden Kunststoffen. Am Anfang des vorliegenden Projektes war das Verfahren der Kariesinfiltration noch nicht etabliert und auch das Konzept nur in wenigen Studien an künstlichen kariösen Läsionen unter Verwendung dentaler Adhäsive erforscht worden. Das Ziel der Arbeitsgruppe war die Entwicklung des zunächst noch experimentellen Verfahrens zur Praxisreife und vorklinische Testung des kariesarretierenden Effektes. Durch die Entwicklung von speziellen Infiltrationskunststoffen, sogenannten Infiltranten, sowie einer speziellen Konditionierungstechnik konnten die Voraussetzungen für eine klinische Anwendung des Verfahrens geschaffen werden. Zudem konnte die kariesarretierende Wirkung in vitro und in situ nachgewiesen werden. In einem zweiten Förderzeitraum sollte die Methode weiter optimiert werden, um eine größere Effektivität und Anwendungssicherheit des Verfahrens zu erreichen. Hierzu wurden verschiedene Anwendungsparameter wie die Applikationszeit und -häufigkeit und Infiltrantenzusammensetzung auf die infiltrationstiefe und Läsionsprogression sowie die Mikrohärte der Läsionen untersucht. Auch wurden die Anwendung des Verfahrens bei Milchzähnen sowie Läsionen unterschiedlicher Stadien untersucht. Zudem wurde ein positiver Nebeneffekt der Therapie, die optische Maskierung der Karies durch Veränderung der Lichtbrechung innerhalb des Läsionskörpers untersucht Im dritten Förderzeitraum war es das Ziel, eine mögliche Erweiterung des Indikationsspektrums des inzwischen klinisch etablierten Verfahrens auf kavitierte Glattflächen, okklusale Läsionen sowie entwicklungsbedingte Defekte zu evaluieren. Hierzu sollten auch mikrogefüllte Infiltranten, sogenannte Infiltrant-Komposit-Hybride (IKH), welche positive Eigenschaften von Infiltranten mit denen von fließfähigen Kompositen kombinieren, entwickelt werden. Für okklusale Läsionen zeigte sich, dass eine nahezu vollständige Infiltration durch eine Modifikation des Konditionierungsverfahrens erreicht werden kann. Somit ist eine Anwendung der Infiltration sowohl mit Infiltranten, in Kombination von Infiltrant und fließfähigen Kompositen als auch von IKHs denkbar. Die Infiltration approximaler Läsionen mit Kavitationen scheint ebenfalls sowohl in Kombination von Infiltranten mit fließfähigen Kompositen, als auch mit IKHs realisierbar. Die Herausforderungen liegen in der Entwicklung einer geeigneten Applikationstechnik. Die Anwendung der Kunststoffinfiltration zur Therapie der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation kann auf Basis der vorliegenden Ergebnisse nicht empfohlen werden. Dagegen scheint eine optische Maskierung von Fluorosen durch Infiltration ähnlich wie bei kariösen Läsionen möglich, da hier in vielen Fällen eine tiefe Infiltration der Läsionen beobachtet werden konnte. Die mikro-invasive Therapie von Karies durch Kariesinfiltration ist heute ein weltweit angewandtes Verfahren zur Arretierung nicht-kavitierter Karies, das eine therapeutische Lücke zwischen non-invasiven und restaurativen Verfahren schließt. Die klinische Wirksamkeit der Kariesinfiltration konnte inzwischen in verschiedenen klinischen Studien sowie Metaanalysen bestätigt wurde. Daneben ist die Infiltration geeignet, ästhetisch als störend empfundene White-Spots (Karies oder Fluorose) optisch zu maskieren und somit das Erscheinungsbild dieser Läsionen zu verbessern.

 
 

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