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Politische Korruption: Unmoralisches Geld und politische Begünstigung in Deutschland und Frankreich (19. - 20. Jahrhundert)
Antragsteller
Professor Dr. Jens Ivo Engels; Professor Dr. Andreas Fahrmeir
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 185901719
In den letzten zwanzig Jahren haben die Debatten über politische Korruption eine große Bedeutung erlangt. In einzelnen Ländern wie auch im Europäischen Rat haben diese Diskussionen zur Entwicklung neuer Antikorruptionsnormen geführt. Dennoch befindet sich die historische Erforschung der Korruption noch an ihrem Anfang, was insbesondere für Frankreich und Deutschland gilt.Das vorliegende, vergleichend angelegte Projekt soll zeigen, wie politische Korruption sich in Frankreich und Deutschland zwischen dem frühen 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.Politische Korruption ist kein überzeitliches Phänomen, sondern muss in den jeweiligen historischen Kontexten betrachtet werden. Infolge der Politisierung der Gesellschaft und der Institutionalisierung des modernen Staates und in Abkehr von den aristokratischen Patronagesystemen der Frühen Neuzeit entstand an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert eine 'absolute' Kritik der politischen Korruption. Heutzutage wird sie in der Rege! als Missbrauch eines öffentlichen Amtes für private Zwecke beschrieben. Eines der Ziele des Projektes ist zu zeigen, dass die Auffassung von Korruption im historischen Verlauf und in beiden Ländern unterschiedliche öffentliche -Wahrnehmungsweisen des politischen Gemeinwesens und unterschiedliche Begünstigungspraktiken reflektiert.Das Projekt untersucht Korruption in ihren zwei konstitutiven Dimensionen, nämlich einerseits politische Begünstigungssysteme und andererseits die Formen öffentlicher Debatte, welche seit dem Siegeszug der Massenpresse durch Skandale und Affären geprägt war und in wiederkehrender Form die politischen Auseinandersetzungen in beiden Ländern prägte. Für beide Länder gilt, dass Korruption nicht gerechtfertigt werden konnte. Davon ausgehend ergeben sich Fragen über die öffentliche Moral und die kulturelle Konstituierung von moralischen Idealvorstellungen über die Regierenden. Das Projekt geht davon aus, dass die Skandale und Affären nicht einfach existierende Normen spiegeln, sondern Schlüsselereignisse für deren Veränderung und Durchsetzung sind.Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Staatsmodelle und politischen Traditionen in beiden Ländern, die sich vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert manifestierten, werden vom - bislang in der Korruptionsforschung wenig verbreiteten - vergleichenden Ansatz Erkenntnisse über nationale Besonderheiten sowie über verallgemeinerbare Trends erwartet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Person
Professor Dr. Frédéric Monier