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Adlige Beamte - Selbst- und Fremdbilder einer Sozialformation zwischen Stand und Funktion (1550 - 1750).

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2010 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 187401469
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Insgesamt ist im Ergebnis des Projektes herauszustellen, dass adlige Beamte als spezifische soziale Gruppe im Rahmen frühneuzeitlicher Administrationen eine erhebliche Rolle spielten und dies – mit Blick auf die oberen Posten in der landesherrlichen Administration – auch in quantitativer Hinsicht. Zugleich ist aber festzuhalten, dass diese empirische Beobachtbarkeit nicht gleichzusetzen ist mit der Herausbildung einer genuinen Gruppenidentität. Betrachtet man aufgerufene Ehrbehauptungen zeigt sich vielmehr eine erhebliche Varianz. Um diese Vielfalt erfassen und beschreiben zu können wird vorgeschlagen, mit dem Modell eines segmentierten Ehrkonzepts zu arbeiten. Ausgangspunkt dieses Vorschlags ist es, analytisch zwischen der transzendenten Fiktion von Ehre einerseits, in einer Gesellschaft zur Verfügung stehenden Repräsentationen oder Vollzugsweisen von Ehre andererseits und schließlich drittens konkreten Vollzügen von Ehrkommunikation zu unterscheiden. Der Gewinn dieses Zugriffs ist ein dreifacher: Erstens lässt sich mit diesem Ansatz der in der Forschung bereits vielfach konstatierte Umstand erfassen, dass nicht nur ganz unterschiedliche Vollzugsangebote für Ehre nebeneinander bestanden, sondern dass in verschiedenen Zusammenhängen ganz selbstverständlich unterschiedliche Strategien für die Her- und Darstellung von Ehre zum Einsatz kamen. Zweitens ist durch die Trennung zwischen Vollzugsweisen einerseits und einer transzendent gestellten Fiktion von Ehre als legitimierende Bezugsgröße andererseits darstellbar, dass die Akteure nicht nur auf widersprüchliche Vollzugsweisen zurückgriffen, sondern zugleich situativ eine absolute Geltung der jeweils aktuellen Vollzugsweise behaupten konnten. Denn dieser absolute Geltungsanspruch, der am markantesten mit dem Diktum der Alternativlosigkeit markiert ist, reichte letztlich nicht über den konkreten Vollzug hinaus. Drittens lässt sich mit dem vorgestellten Ansatz auch Wandel sinnvoll beschreiben. Denn sowohl mit Blick auf einzelne Personen in ihren verschiedenen Rollen als auch für gesellschaftliche Teilformationen lassen sich mit diesem Modell lang- und auch kurzfristige Verschiebungen der Relevanz verschiedener Strategien für die Repräsentation von Ehre untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Erinnerungsstrategien in Zeiten des Wandels. Zur Bedeutung der Reformation als Generationserfahrung im Spiegel sächsischer Leichenpredigten für adlige Beamte, in: Archiv für Reformationsgeschichte 104 (2013), S. 113-139
    Ulrike Ludwig
    (Siehe online unter https://doi.org/10.14315/arg-2013-104-1-158)
  • Calvinismus als Etikett. Zuschreibungspraktiken in Leichenpredigten auf sächsische landesherrliche Beamte und Kurfürst Christian I. von Sachsen (1589-1613), in: Eric Piltz und Gerd Schwerhoff (Hg.): Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter, Berlin 2015, S. 149-186
    Annemarie Hagmayer
  • Verwaltung als häusliche Praxis, in: Arndt Brendecke (Hg.): Praktiken der Frühen Neuzeit, Wien u.a. 2015, S. 188-198
    Ulrike Ludwig
  • Das Duell im Alten Reich. Transformation und Variationen frühneuzeitlicher Ehrkonflikte, Berlin 2016
    Ulrike Ludwig
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/hzhz-2018-1556)
  • Oben dabei sein. Zur strategischen Nutzung von Duellen und Duellmandaten durch Neuadelige in Schwedisch-Pommern, in: Nils Jörn (Hg.): Anpassung, Unterordnung, Widerstand? Das Verhältnis zwischen Ur- und Neuadel im schwedischen Konglomeratstaat, Hamburg 2017, S. 57-76
    Ulrike Ludwig
 
 

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