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Entwicklung eines Modells zur Vorhersage sexistischer Verhaltensweisen unter Berücksichtigung von Personen- und Situationsmerkmalen
Antragstellerin
Professorin Dr. Julia Christina Becker
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 189424770
Das Forschungsprojekt war bislang sehr erfolgreich. Erstens haben wir ein Modell entwickelt zur Vorhersage sexistischer Verhaltensweisen, welches eine zentrale Lücke in der Sexismusforschung schließt. Die Ergebnisse zeigen, dass explizite (aber nicht implizite) benevolent sexistische Einstellungen benevolent sexistisches Verhalten vorhersagen, während explizite (aber nicht implizite) hostil sexistische Einstellungen hostil sexistisches Verhalten vorhersagen. Wir haben außerdem die -double dissociation- Hypothese getestet, die besagt, dass implizite Einstellungen spontanes Verhalten vorhersagen, während explizite Einstellungen überlegtes Verhalten vorhersagen. Die -double dissociation- Hypothese konnte allerdings nicht bestätigt werden. Im Fortsetzungsantrag schlagen wir ein neues Paradigma vor, um die Hypothese zu testen. Wir haben zweitens Evidenz dafür gefunden, dass sexistisches Verhalten von den situativen Variablen Zielperson, Ort, im Zustand 'passiv erlebter Zustände' sein und anwesende Personen moderiert wird. Wir haben das Projekt leicht modifiziert, da wir wichtige Hinweise der DFG-GutachterInnen umgesetzt haben und einen dritten Schwerpunkt etabliert: Die Konfrontation sexistischer Verhaltensweisen. In zwei Studien wurden optimale Wege untersucht, auf sexistisches Verhalten zu reagieren. Wir finden, dass Frauen und Männer nicht-aggressive Formen der Konfrontation bevorzugen (im Vergleich zu aggressiven), allerdings alle Formen der Konfrontation gegenüber einem Ausbleiben einer Reaktion (z.B. Schweigen) bevorzugen. Bislang sind zwei Manuskripte zum Projekt bereits publiziert, zwei weitere sind eingereicht (davon ist eins bereits 'preliminary accepted' und ein weiteres wurde zu einer Revision eingeladen). Nach 24 Monaten Projektlaufzeit haben sich wichtige, auf die bisherigen Ergebnisse aufbauende Forschungsfragen ergeben. Daher beantragen wir die Fortsetzung des Projekts für weitere 24 Monate. Der Fortsetzungsantrag hat drei zentrale Ziele. Erstens soll die 'double dissociation-Annahme' mit einem verbesserten Paradigma in zwei Studien genauer untersucht werden. Zweitens soll die Forschung zur Rolle des situativen Kontexts zu Ende geführt werden. Dazu muss noch eine weitere Studie durchgeführt und ein Manuskript geschrieben werden. Drittens planen wir die Forschung zu optimalen Wegen, auf Sexismus zu reagieren, fortsetzen und führen einen Kulturvergleich ein. Wir erwarten, dass die Befunde, die wir in Deutschland gefunden haben, nicht auf kollektivistische Kulturen (z.B. den asiatischen Kontext) übertragbar sind. Da in kollektivistischen Ländern die Aufrechterhaltung von Harmonie in Gruppen zentral ist, erwarten wir, dass dort ein Ausbleiben einer Reaktion (z.B. Schweigen) bevorzugt wird gegenüber allen Arten der Konfrontation sexistischen Verhaltens. Unsere Forschung könnte somit zeigen, dass Kultur eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung und Konfrontation sexistischer Verhaltensweisen spielt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Manuela Barreto