Detailseite
Projekt Druckansicht

Sprachdokumentation des Chimini (Bantu, G.40, Kenia-Somalia) mit Schwerpunkt auf Sprachkontaktphänomenen

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 191675521
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das durchgeführte Forschungsprojekt hatte das Ziel eine Sprachdokumentation des Chimiini (Bantu, G.40, Kenia - Somalia, ISO Code 639-3: swh) durchzuführen. Chimiini ist die Bantu-Sprache einer Minderheit, welche bis zum Ausbruch der Kriege in Somali ausschließlich in einer einzigen Küstenstadt Somalias, nämlich Brava, gesprochen wurde. Aufgrund der geographischen Lage an der somalischen Küste - umgeben von Sprechern nicht-verwandter kuschitischer Sprachen - war unter dem Eindruck älterer Forschungsarbeiten der Eindruck entstanden, dass das Chimiini interessante sprachliche Merkmale aufgrund von Kontakten mit lokalen Sprachen wie dem Somali, dem Tunni, regionalen Sprachen wie dem Swahili, oder dem Arabischen, oder auch kolonialen Sprachen wie dem Italienischen oder dem Englischen aufweise. Die sprachliche Kultur wurde mittels Audio-, Video- und Fotoaufnahmen von heutiger Sprachpraxis mit zahlreichen Informanten aus zwei Sprachgemeinschaften - denen in London und Mombasa - dokumentiert und ausschnittsweise annotiert. Die Forschungsarbeiten haben umfangreiche lexikalische und textuelle Korpora geschaffen, welche zu Analysezwecken zu sprachlich-typologischen Besonderheiten des Chimiini genutzt wurden. Entgegen der Erwartungen wurden die kenianischen und britischen Sprechergemeinschaften - welche zusammen mit den US-amerikanischen Gemeinschaften in Georgia, Ohio, und Minnesota die größten Exilgemeinschaften von Sprechern außerhalb Bravas bilden - als global vernetzte Gemeinschaft vorgefunden, in welcher ähnliche sprachliche Diversität wie in Brava selbst vorgefunden wurden. Aufgrund der extremen Mobilität der Sprecher haben sich Mutmaßungen über einen größeren kulturellen Zerfall in London als in dem Somalia benachbartem Kenia angesichts größerer räumlicher Distanz als falsch erwiesen. Es wurden zahlreiche Merkmale sprachlichen Kontakts in allen Teilen der Grammatik gefunden, welche für oftmals systematische und grundlegende strukturelle Veränderungen als Anpassungen der Bantu-Sprache Chimiini an Varietäten des Arabischen und des Somali sprechen. Während sich die kuschitischen Einflüsse nur schwer bestimmten Varietäten des Somali zuordnen lassen, scheinen insbesondere Einwanderer aus der jemenitischen Region Hadramaut sprachliche Einflüsse im Chimiini hinterlassen zu haben. Italienische und Englische Einflüsse waren zumeist auf Entlehnung in bestimmten lexikalischen Feldern beschränkt, während persische Einflüsse nur noch in Ortsnamen nachweisbar waren. Diese Einflüsse lassen auch Zweifel an früheren Klassifikation des Chimiini als nördlichstem Dialekt des Swahili aufkommen, aber machen solche sicherlich bestandslos im Hinblick auf die heutige Verstehbarkeit der sprachlichen Varietäten. Sowohl die in London unerwartet vorgefundene Schul- und Bildungstradition Ziiwo, wie auch die Super-Diversität der Sprechergemeinschaft bleiben Forschungsdesiderata für künftige Projekte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). The Arabic Script in Africa: Studies in the Use of a Writing System. [Studies in Semitic Languages and Linguistics 71]. Leiden, Boston: Brill
    Mumin, Meikal & Versteegh, Kees C.H. (Hg.)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung