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Die Wormser Bilderbäckerei. Meister - Werkstatt - Wirkung einer exemplarischen Kunsttöpferei des 15. Jahrhunderts

Antragsteller Dr. Gerald Volker Grimm
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 192044327
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das interdisziplinär angelegte Projekt brachte bereits in der ersten Phase weitreichende Ergebnisse, wie die Identifizierung einer Utrechter Abfallgrube eines ehemaligen Wormser Werkstattmitarbeiters. Durch diese Produktion, die Verbindung zu ungarischen Kacheln sowie stratifizierte Funde u. a. aus Köln, ist in Verbindung mit den bereits aufgestellten Modelabfolgen gesichert, dass einige Wormser Figurentypen bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts andernorts kopiert wurden. Da die etwa 400 Figuren aus dem Wormser Museumsbesitz nicht aus stratifizierten Schichten des Spätmittelalters stammen und die ca. 900 der Grabung von 1993-94 sekundär verlagert waren, wurde im Juni 2011 ein in eine stratigraphische Abfolge des Spätmittelalterlich eingebundener Befund der Zeit um 1430-1450 aus Aachen in das Projekt mit aufgenommen. Anhand der Wormser Werkstatt, des größten Komplexes spätmittelalterlicher Figurinen und Reliefs, ist die Entwicklung mehrerer Trachtformen zu ihrer Zeit ist geklärt. Sie deckt sich auch mit der stilistischen Entwicklung. Aufgrund der sich über nahezu den gesamten mitteleuropäischen Raum erstreckenden Nachfolge und Verbreitung der Wormser Typen von grundlegenden Ergebnissen für die Entwicklung der Plastik im „dunklen Zeitalter“ zwischen dem internationalen Stil und dem späten 15. Jahrhunderts ausgegangen werden. Die größte Überraschung im Projektverlauf war, dass auf drei Stapelhilfen und zwei Figuren identifizierbare Spuren von anderen Figuren erkennbar waren. Diese bislang auch in der archäologischen Forschung kaum genutzte Fundgattung belegt die gleichzeitige (in einem Fall vor- gleichzeitige) Produktion von sechs, drei bzw. mehrfach je zwei verschiedenen Typen. Ähnlich Spurenfossilien können die stratifizierten Vergesellschaftungen einzukalkulierenden Altstücke hier ausgeschlossen werden, was eine weitaus höhere Qualität der Datierung erlaubt. Die Verwendung beweglicher Lettern im Bilddruck vor der Anwendung im europäischen Buchdruck hatte bereits ein gewisses Pressecho erzielt. Möglicherweise könnte auch die Verwendung von Bilddrucken als Leitmedium zur Verbreitung künstlerischer Innovationen vor allem im mittleren 15.Jahrhundert das Interesse der Öffentlichkeit erreichen, wenn kommuniziert wird, dass nicht nur provinzielle Künstler sondern auch die Hauptmeister auf diese Bildquellen zurückgriffen und dass gerade in dieser Zeit ein Wechsel des Leitmediums stattfand, der demjenigen der Gegenwart vergleichbar ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Vom Modello zum Model. Herstellungsverfahren und Weiterverarbeitung spätmittelalterlicher Bilddrucke. In: Sabine Felgenhauer-Schmiedt/ Nikolaus Hofer/ Karin Kühtreiber/ Gabriele Scharrer-Liška (Hrsg.), Keramik und Technik. Internationale Fachtagung der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie zugleich 43. Internationales Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung. Mautern an der Donau, 20. bis 25. September 2010 (Wien 2011 = Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 27, 2011) 145-154
    Gerald Volker Grimm
  • Blumen und verräterische Falten. Nachbearbeitungsspuren als Datierungshilfe bei serieller Kleinplastik. In: Sabine Felgenhauer-Schmiedt/ Nikolaus Hofer/ Karin Kühtreiber/ Gabriele Scharrer-Liška (Hrsg.), Keramik und Technik. Internationale Fachtagung der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie zugleich 43. Internationales Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung. Mautern an der Donau, 20. bis 25. September 2010 (Wien 2011 = Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 27, 2011) 309-313
    Gerald Volker Grimm
  • Kleine Meisterwerke des Bilddrucks. Ungeliebte Kinder der Kunstgeschichte Handbuch und Katalog der Pfeifentonfiguren, Model und Reliefdrucke. Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen (Büchenbach 2011)
    Gerald Volker Grimm (Hrsg.)
  • Heilige, Spielzeug, Glücksbringer. Pfeifentonfiguren aus Köln (Weinstadt 2012)
    Gerald Volker Grimm / Tünde Kaszab-Olschewski (Hrsg.)
  • Kloster Liebenau. Die Pfeifentonfiguren. In: Mathilde Grünewald, Unter dem Pflaster von Worms. Archäologie in der Stadt (Lindenberg im Allgäu 2012) 354-359
    Gerald Volker Grimm
  • Paragone einmal anders I: Bilddruck versus Briefdruck. In: H. Siebenmorgen – Badisches Landesmuseum Karlsruhe – Arbeitskreis für Keramikforschung (Hrsg.), Blick nach Westen. Keramik in Baden und im Elsass. 45. Internationales Symposium Keramikforschung Badisches Landesmuseum Karlsruhe 24.- 28.9.2012 (Karlsruhe 2013) S. 53-61
    Gerald Volker Grimm
 
 

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