Detailseite
Projekt Druckansicht

Von der Stadt aufs Land? Aneignungsstrategien und Wahrnehmungsprozesse im sozialen und kulturellen Wandel der ländlichen Gesellschaft zwischen 1950 und 1980

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193792882
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der sich vor allem in den 60er und 70er Jahren beschleunigende Wandlungsprozess in der ländlichen Gesellschaft kann mit der Verdichtung verschiedener Mobilisierungsvorgänge in dieser Zeit erklärt werden. Die rapide fortschreitende Entbäuerlichung, der Übergang in den sekundären Sektor, der Durchbruch der Individualmotorisierung, die Medienentwicklung v.a. im Bereich der Television, Migrationen, die Bildungsexpansion, aber auch staatliche Infrastrukturprogramme veränderten die Lebensbedingungen im ländlichen Raum grundlegend. Dennoch ist ein erstaunlich hoher Grad an Stabilitäten zu erkennen. Vor allem kommunikationsgeschichtlich kann ein Festhalten an traditionalen Formen der Vergesellschaftung beobachtet werden, das die Wahrnehmung der Veränderungen als schleichende Prozesse bestimmte. Im Konsumverhalten lässt sich die Generation der 30er Geburtsjahrgänge von der ihrer Eltern, auch ihrer eigenen Wahrnehmung entsprechend, absetzen. Das ist die Generation, die als erste in großer Zahl der Landwirtschaft den Rücken kehrte, für Ausbildungen offen war oder ungelernt in die Fabriken ging, die in ihrer Familiengründungsphase als erste Neuerungen in der materiellen Ausstattung auch in Auseinandersetzungen mit der Vorgängergeneration durchsetzte. War auch diese Generation schon für mediale Einflüsse offen, sind es doch aber vor allem die Geburtenjahrgänge der 50er Jahre, deren Lebensstil sich stark von medialen Einflüssen leiten ließ. Auch hier ist noch ein hohes Maß an Stabilität erkennbar, wenn ein großer Teil dieser Alterskohorte sich weitgehend unkritisch in das tradierte Vereinsleben integrierte. Das Beispiel der oppositionellen Jugend der 70er Jahre zeigt die jetzt deutlich gestiegene Öffnung für Einflüsse unterschiedlicher Art an, aber selbst oder gerade hier sind deutlich ländlich geprägte Adaptionsformen unverkennbar. Zweifelsohne ist bis zum Ende der siebziger Jahre von einem Verschwinden des Stadl-Land-Unterschiedes nicht zu reden und wurden die „Entgrenzungsprozesse“ und die verschiedenen ineinander greifenden Mobilisierungsschübe, die die ländliche Gesellschaft veränderten, nicht als städtischen Ursprungs wahrgenommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung