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Ökonomische Grundlagen von richterlichen Erfahrungssätzen im Wettbewerbsrecht - Eine experimentelle Betrachtung

Subject Area Economic Policy, Applied Economics
Term from 2011 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 193870191
 
Final Report Year 2014

Final Report Abstract

Im Rahmen des Projektes sollten Erfahrungssätze der Rechtsprechung im Wettbewerbsrecht auf ihre ökonomische Rechtfertigung hin untersucht werden. Solche Erfahrungssätze werden in der Rechtsprechung entwickelt und Entscheidungen zu Grunde gelegt, sind aber empirisch oft nicht hinreichend abgesichert. Dieses Projekt sollte einige solcher Erfahrungssätze auf eine fundiertere Grundlage stellen, indem die dahinter stehenden Annahmen an das Verhalten der Marktakteure in ökonomischen Experimenten geprüft wurden. Die konkret geprüften Erfahrungssätze bezogen sich auf die Sogwirkung von Treuerabatten, auf den Effekt von unverbindlichen Preisempfehlungen auf die nachgefragte Menge und auf die Ausübung von Marktmacht durch an sich wenig machtvolle Käufer. Mit Bezug auf die Sogwirkung von Rabatten konnte festgestellt werden, dass die Kunden gut darin sind, vor Beginn eines Handelszeitraums zu entscheiden, ob der Rabattvertrag voraussichtlich lohnend für sie ist, aber relativ schlecht dazu in der Lage sind, auf kurzfristige Angebotsänderungen mit einer Änderung dieser Planung zu reagieren. Zudem konnte gezeigt werden, dass eine Sogwirkung insbesondere dann zu beobachten ist, wenn das Rabattsystem so dargestellt wird, in der der reduzierte Preis von vornherein gewährt wird und vertraglich vereinbart wird, dass der Rabatt zurückgezahlt werden muss, wenn das zur Rabattberechtigung nötige Umsatzziel in einem gegebenen Zeitraum nicht erreicht wurde. Regulatorische Empfehlungen liegen hier unmittelbar auf der Hand. Bei unverbindlichen Preisempfehlungen wurde gezeigt, dass diese vor allem dann einen positiven Effekt auf die Nachfrage haben, wenn die Konsumenten Grund zur Annahme haben, dass die Preisempfehlung informativ über den Wert des Produkts ist. Daraus ließe sich die Implikation ableiten, dass Interventionen im Sinne des Verbraucherschutzes insbesondere dann angemessen sind, wenn ein solcher Informationsgehalt vom Anbieter nur suggeriert wird ohne wirklich vorhanden zu sein. Das letztgenannte Projekt zur Marktmacht in großen Käufergruppen hat wenig aussagekräftige Ergebnisse hervorgebracht. Nach derzeitigem Stand der Auswertung bleibt das Ausmaß der Versuche der Nachfrager, Marktmacht auszuüben, zwar vom Anstieg der Käuferzahl von zwei auf acht in Summe tatsächlich weitgehend unbeeinträchtigt, kann aber im Vergleich mit den Kontrolltreatments nicht seriös mit absichtsvollem strategischem Verhalten erklärt werden. In naher Zukunft wird in Kooperation mit Kollegen aus dem juristischen Fachbereich an der Universität Konstanz die Kommunikation der Ergebnisse der Experimente in die juristische Fachöffentlichkeit vorangetrieben werden. Damit soll auch das übergeordnete Ziel verfolgt werden, die Möglichkeiten experimenteller Wirtschaftsforschung zur Validierung von Erfahrungssätzen bekannt zu machen.

Publications

  • Is there an exclusionary effect of retroactive price reduction schemes?, TWI Working Paper, 2013
    Lisa Bruttel
  • Buyer power in large buyer groups? In: Research paper series / Thurgauer Wirtschaftsinstitut ; 92. 2014. Working Paper/Technical Report, 18 S.
    Lisa Bruttel
  • The effects of non-binding retail-price recommendations on Consumer and Retailer Behavior. Research paper series / Thurgauer Wirtschaftsinstitut ; 93. 2014. Working Paper/Technical Report, 23 S.
    Lisa Bruttel
 
 

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