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'Liebe', (Erwerbs-)Arbeit, Anerkennung - Anerkennung und Ungleichheit in Doppelkarriere-Paaren?

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2010 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 195072843
 
Im Mittelpunkt der Nachwuchsgruppe stehen Anerkennung und Ungleichheiten (zwischen den Geschlechtern) in Doppelkarriere-Paaren – Paare, in denen beide Partner eine hohe Bildung und Berufsorientierung aufweisen – sowie deren Zusammenhang mit gesellschaftlichen, v.a. arbeitsorganisationalen und sozialstaatlichen Strukturen. Sie besteht aus drei interdependenten Teilprojekten. Im ersten Teilprojekt fragen wir anhand qualitativer Paar- und Einzelinterviews, welche Anerkennungschancen auf Paarebene bestehen und welche geschlechtsspezifischen Ungleichheiten sich finden lassen. Im zweiten Teilprojekt werden der organisationale Umgang mit (Doppelkarriere-)Paaren sowie die in Organisationen des Erwerbssystems eingelassenen Anerkennungskriterien anhand einer qualitativen Organisationsanalyse dreier Arbeitsorganisationen untersucht. Im dritten Teilprojekt analysieren wir die in sozialpolitische Institutionen eingelassene Anerkennungsordnung sowie deren Veränderungen angesichts des Sozialstaatsumbaus anhand ausgewählter sozial-, arbeits- und v.a. familienrechtlicher Regelungen. Die Synthese der Teilprojekte zielt auf Interdependenzen der drei Ebenen Paare – Organisationen – Sozialstaat sowie auf theoretische und gesellschaftspolitische Konsequenzen, die sich für gesellschaftliche Anerkennungsverhältnisse – v.a. mit Blick auf Geschlecht und Ungleichheit – ergeben. In der bisherigen Laufzeit (2005-2010) und v.a. im Berichtszeitraum (2009-2010) wurden drei ‚Tücken‘ der Anerkennung herausgearbeitet, die für die Paare wirksam werden können: Erstens eine generelle Risikostruktur von Anerkennung in Form von Liebe und für Leistung. Zweites geschlechterdifferente Barrieren und Hürden für Anerkennung in der beruflichen und familiären Sphäre, die strukturell – durch arbeitsorganisationale und sozialstaatliche Regelungen – oder intersubjektiv, also durch den Partner, bedingt sein können. Drittens eine ‚immanente Falle‘ der Anerkennung qua subjektivierter Arbeit und beruflichen Leistungsstrebens. Sie besteht in der Liebessuche ausschließlich in der Organisation oder in einem Leistungsstreben, das in der Paarbeziehung die idealtypische Liebesanerkennung substituieren kann. Ausgehend von diesen Ergebnissen und den sich hieraus ergebenden Anschlussfragen soll im beantragten Verlängerungsjahr (2011) erstens das bisherige Sample um gut qualifizierte Paare ausgeweitet werden, die im Vergleich zu den bisher Befragten ein niedriges Einkommen aufweisen, da die bisher befragten Paare – hierbei alle Männer und fast alle Frauen – ein mittleres oder hohes Einkommen hatten. Fraglich ist, ob sich bei den vergleichsweise wenig verdienenden, qualifizierten Paaren gleiche oder andere Hürden und Barrieren für Anerkennung sowie ‚Anerkennungsfallen‘ finden. Zweitens sollen methodische und methodologische Fragen hinsichtlich des Verhältnisses von individuellen Biographien und ‚Paarbiographien‘ beantwortet werden. Drittens soll mit Blick auf die Organisationsfallstudien und in theoretischer Hinsicht gefragt wer-den, ob ein differenzierungs- bzw. übersetzungstheoretischer (Renn 2006) Blick Phänomene erfassen kann, die mit Axel Honneths (1994, 2003) Anerkennungstheorie nicht sichtbar sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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