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Medien der kollektiven Intelligenz

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 195097016
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das wissenschaftliche Netzwerk „Medien der kollektiven Intelligenz“ hat Praktiken der Kooperation untersucht, die unter dem Begriff der kollektiven Intelligenz verhandelt werden und besonders die Neubestimmung des Internets als Social Web zu Beginn des 21. Jahrhunderts kennzeichnen. Vorhaben des wissenschaftlichen Netzwerks war somit eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Debatten um Schwarmintelligenz und intelligente Kollektive digital vernetzter Medien. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass in dem breit gefächerten Forschungsfeld zu kollektiver Intelligenz und in utopischen Entwürfen intelligenter Kollektive, die besonders die Frühphase des World Wide Web begleiten, ein instrumentelles Medienverständnis vorherrscht und Medien auf sekundäre technische Hilfsmittel reduziert werden. Es bestand somit das Desiderat einer eingehenden medienwissenschaftlichen Reflexion, die durch interdisziplinäre Diskussionen und mit Hilfe unterschiedlicher methodischer Zugänge die medienhistorischen und medienkomparativen Aspekte der Problemstellung einbezieht und füreinander fruchtbar macht. Die zentrale Frage des Netzwerks richtete sich somit auf die mediale Konstituierung kollektiver Intelligenz. Das Netzwerk versammelte 15 Projekte, die sich drei Forschungsfeldern zuordnen ließen: 1) „Praktiken der Interaktion zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren“, 2) „Soziopolitische Regulationen kollektiver Intelligenz“ und 3) „Mediale Verfahren verteilter Kreativität“. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Beteiligung von erfahrenen WissenschaftlerInnen konnte der wissenschaftliche Austausch von NachwuchswissenschaftlerInnen vorangebracht werden. Forschungsergebnisse wurden in Online-Plattformen als work in progress für alle TeilnehmerInnen verfügbar und Ergebnisse in Form von Publikationen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als leitend für die dreijährige Zusammenarbeit der Netzwerkmitglieder hat sich die kontrovers diskutierte Frage erwiesen, ob es, wie in den Ausgangsüberlegungen gefordert, möglich und sinnvoll ist, das Konzept der kollektiven Intelligenz von seinen utopischen Implikationen zu lösen und durch die Fokusverschiebung auf die vermittelnden Medien der kollektiven Intelligenz zu einem tragfähigen Analysekonzept für medien- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen umzuschreiben. Diese sich durchziehende Kontroverse hat sich für den Verlauf der Zusammenarbeit als sehr produktiv erwiesen, denn auf diese Weise ließ sich die Zusammenarbeit immer wieder bündeln und auf eine gemeinsame Fragestellung beziehen. Auf diese Weise konnte intensiv diskutiert und in Aufsätzen veröffentlicht werden, wie kollektive Intelligenz als eine normative Vision von Kollektivität durch medientheoretische Analysen kritisch befragt werden kann und gerade als ein streitbares Konzept fruchtbar ist. Im Laufe der Zusammenarbeit haben sich zwei Alternativbegriffe zu kollektiver Intelligenz für die weitere Forschung als fruchtbar erwiesen: Eng an die Forschungsprojekte der Netzwerkmitglieder anschließend der Begriff der ‚Kollaboration‘ und weiterführend bzw. eine neue Forschungsperspektive eröffnend der Begriff der ‚medialen Teilhabe‘. Der erste Workshop, ganz zu Beginn der Förderphase des Netzwerks im Mai 2011 diente der intensiveren Verzahnung der einzelnen Netzwerkprojekte. Die zweite Veranstaltung wurde unter dem Titel „Medienpraktiken der Kooperation“ im November 2011 in Kooperation mit der Graduiertenschule „Locating Media/Situierte Medien“ der Universität Siegen durchgeführt. Es standen die Projekte und Fragestellungen im Mittelpunkt, die das Forschungsfeld 1) „Praktiken der Interaktion zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren“ bündelte. Die dritte Veranstaltung verknüpfte im Mai 2012 eine international besetzte öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Collaboration on the Web. Between Social Media & Protest“ mit einer Diskussion von Arbeitspapieren zu den Themen ‚Kollektivität‘ und ‚Medialität‘. Als vierte Veranstaltungen richteten die Netzwerkmitglieder im November 2012 eine Tagung an der Universität Paderborn zum Thema „Dezentrale Regulation“ aus. Die Veranstaltung widmete sich dem Forschungsfeld 2) „Soziopolitische Regulationen kollektiver Intelligenz“. Als ein internationales Symposium mit dem Titel „Re-Thinking Artististic Knowledge Production. Distributed Creativity – Global Media Cultures“ gestaltete das Netzwerk sein fünftes Treffen im Mai 2013. Das an der Universität Heidelberg ausgerichtete Symposium stellte den Forschungsbereich 3) „Mediale Verfahren verteilter Kreativität“ in den Vordergrund. Die letzte Veranstaltung fand im Mai 2014 an der Zürcher Hochschule der Künste statt, war international prominent besetzt und öffnete unter dem Titel „ReClaiming Participation. Technology, Mediation, Collectivity“ neue Forschungsperspektiven. Neben zahlreichen Einzelveröffentlichungen werden die wichtigsten Ergebnisse des Netzwerks in einem Band zum Thema Kollaboration. Beiträge zu Medientheorie und Kulturgeschichte der Zusammenarbeit im Frühjahr 2015 im Fink Verlag, München, veröffentlicht. Befunde des wissenschaftlichen Netzwerks sind außerdem in die Vorarbeit der geplanten Forschergruppe „Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme“ eingegangen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012), „Kollektiv-Visionen. Zu den Möglichkeiten der kollektiven Intelligenz“, in: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 2. Themenheft: Kollektiv, 185-200
    Otto, Isabell
  • (2012), „Timecode: Realtime. Diskretheit und Kontinuität des digitalen Films“, in: Augenblick. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft 51. Themenheft: Bilder in Echtzeit. Medialität und Ästhetik des digitalen Bewegtbildes, 89-103
    Otto, Isabell
  • (2013), „Happy Birthday from Skype. Zur Darstellung von Temporalität in einer Online- Werbekampagne“, in: zfm – Zeitschrift für Medienwissenschaft 2 (9), 53-65
    Otto, Isabell
  • (2013), „Webcam-Stitching. Mediale Teilhabe und Synchronisation“, in: Augenblick. Konstanzer Hefte zur Medienwissenschaft 58. Themenheft: Objekte medialer Teilhabe, 60-72
    Otto, Isabell
  • (2013), „WhatsApp und das prozessuale Interface. Zur Neugestaltung von Smartphone-Kollektiven“, in: Sprache und Literatur (SuL) 44 (111). Themenheft: App-Kultur, 14-29
    Otto, Isabell gemeinsam mit Mathias Denecke
  • (2013): Was sind Medien kollektiver Intelligenz? – Eine Diskussion, in: zfm – Zeitschrift für Medienwissenschaft 8. Themenheft: Medienästhetik, 145-155
    Otto, Isabell gemeinsam mit Nacim Ghanbari, Sebastian Haunss, Beate Ochsner und Tristan Thielmann
  • Kollaboration. Beiträge zu Medientheorie und Kulturgeschichte der Zusammenarbeit, Paderborn: Fink, 2015
    Nacim Ghanbari/Isabell Otto/Samantha Schramm/Tristan Thielmann (Hg.)
  • “Re-thinking Artistic Knowledge Production: Global Media Cultures—Distributed Creativity." An Introduction. Transcultural Studies 2 (2015): 64-69.
    Franziska Koch
 
 

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