Detailseite
Projekt Druckansicht

Studien zu einer neu entdeckten Kultur des 2. Jahrtausends v.Chr. im Nordkaukasus (Russland)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 195112926
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit den Ausgrabungen in Ransyrt 1 findet die landschaftsarchäologische Untersuchung der Hochgebirgsregion des Nordkaukasus, die 2004 begann und ab 2006 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde, einen ersten, vorläufigen Abschluss. Insbesondere der aktuelle Projektzeitraum, während dessen Detailuntersuchungen u.a. zum Beginn und zum Ende der bronzezeitlichen Aufsiedlung des Gebirges durchgeführt wurden, hat das Bild auf die Epochen vom Ende der Mittelbronzezeit (Wende 3./2. Jt. v.Chr.) bis zum Beginn der Eisenzeit (1. Jt. v.Chr.) entscheidend verändert. Das untersuchte Phänomen hat sich tatsächlich als eine neue archäologische Kultur der Bronzezeit – wir werden sie als El‘brus Kultur in die Literatur einführen – herausgestellt. Sie repräsentiert ein ganzes Jahrtausend archäologischer Kulturentwicklung, besitzt eine klare interne Entwicklung und führt zur Entstehung der überregional bedeutenden eisenzeitlichen Koban Kultur. Für das Verständnis der Kulturentwicklung im Kaukasus war das Schließen der Lücke zwischen Mittelbronze- und Eisenzeit von entscheidender Bedeutung. Regional ist wesentlich, dass der im Nordkaukasus festgestellte Sesshaftwerdungsprozess inklusive seiner ökonomischen und sozialen Dimensionen repräsentativ ist für die Kulturentwicklung im Kaukasus und dem westlichen Eurasien des 2. Jts. v.Chr. Vergleichbare Transformationen sind auch im Südkaukasus oder in Südrussland fassbar. Projekte mit einem ähnlichen Methodenspektrum wie etwa das amerikanisch-armenische ArAGATS Projekt oder das amerikanisch-russische Samara Projekt, sind jedoch nur in Ausschnitten oder Vorberichten veröffentlicht. Damit haben die Ergebnisse des Projekts im Nordkaukasus Pilotcharakter. Sie werden für einen langen Zeitraum Maßstäbe setzen. Überregionale Bedeutung haben die im Projekt entwickelten neuen Methoden, wie etwa die mikrobakteriellen Bodenanalysen, die erstmals umfangreich zur Prospektion von archäologischen Fundstellen eingesetzt wurden. Die für die Architekturentwicklung aufgezeigten Prozesse der technischen wie sozialen Adaption an Innovationen sind ebenfalls weit über den konkreten Fall hinaus relevant. Sie sind ein Beispiel dafür, wie kritischen Situationen, z.B. bei Klimaschwankungen, mit innovativen Lösungen entgegengesteuert wurde. Auch das multidisziplinäre Forschungsprogramm hat Modellcharakter und war insbesondere durch die nachhaltige Integration vieler russischer Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen erfolgreich. In allen Teilaspekten waren jeweils deutsche und russische Spezialisten gemeinsam aktiv, was zu einer starken Präsenz des Projektes national wie international führte. Methoden wie Forschungsprogramm haben in Russland bereits zu weiteren Projekten geführt, die die von uns entwickelten Ansätze weiterverfolgen. Das hervorragende Zusammenspiel aller beteiligten Wissenschaftler hat ebenfalls zu Nachfolgeprojekten geführt, die sich nun verstärkt mit der Frage von Mobilität im regionalen und überregionalen Milieu der Bronzezeit befassen. Dabei spielen Anthropologie, Bioarchäologie und die Erforschung alter DNA die entscheidende Rolle. Das hier im Hochgebirge im Detail erarbeitete Szenarium einer sesshaften Pastoralwirtschaft ist dabei eines der zentralen Modelle, wie Mobilität in einer prähistorischen Gemeinschaft funktioniert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung