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Sportliche Aktivität und Stressregulation: Eine feldexperimentelle Überprüfung der Stresspuffer-Hypothese

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 196842782
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsvorhaben liefert einen substanziellen Beitrag zur Klärung der Frage nach der Existenz des Stresspuffereffekts und der ihm zugrundeliegenden psychologischen und physiologischen Mechanismen. Es wurde untersucht, ob regelmäßige sportliche Aktivität biologische Adaptionen verursacht, durch welche sich die physiologische Stressreaktion verringert (Cross-Stressor Adaptationshypothese) und ob Menschen gerade dann, wenn sie unter hoher Belastung stehen, vom gesundheitsschützenden Potential des Sporttreibens profitieren (Stresspuffer-Hypothese). Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens führen zu einem besseren Verständnis der stressregulativen Wirkung sportlicher Aktivität und darauf aufbauend zur Entwicklung effektiverer Programme der Stressbewältigung. Das Forschungsvorhaben bestand zum einen aus einer kurzen Befragungsstudie, an der insgesamt knapp 500 männliche Mitarbeiter von Freiburger Banken und Versicherungsunternehmen sowie Einrichtungen des Öffentlichen Diensts teilnahmen. Zum anderen wurde mit N = 149 anfänglich eher sportinaktive Probanden (rekrutiert aus der Befragungsstudie) eine randomisiert kontrollierte Interventionsstudie durchgeführt. Die Teilnehmer der 12-wöchigen Interventionsstudie wurden zufällig einer von drei Gruppen zugeordnet (Sportgruppe, Entspannungsgruppe, Wartekontrollgruppe) und absolvierten eine prä- und eine post-Messung vor und nach der Interventionsphase. Während dieser Interventionsphase absolvierten die Probanden entweder ein aerobes Ausdauertraining (Sportgruppe), ein Entspannungstraining (Entspannungsgruppe) oder kein Programm (Wartekontrollgruppe). In der prä- und post-Messung wurde das Profil der physiologischen (Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Cortisol) und psychologischen Stressreaktionen mithilfe einer standardisierten Stressinduktion durch den Trier Social Stress Test for Groups (TSST-G) bestimmt; die kardiorespiratorische Fitness wurde mithilfe eines Laktatstufentests leistungsdiagnostisch erfasst. Die bisher vorliegenden Ergebnisse der Studie bestätigen, dass Sportaktivität eine wichtige Strategie der Stressregulation darstellt. Zum einen stützen die Ergebnisse die Cross-Stressor Adaptationshypothese: Regelmäßiges Sporttreiben verringert die physiologische Stressreaktivität (Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Cortisol) auch unter psychosozialem Stress. Für die Effekte sportlicher Aktivität auf die Erholungsfähigkeit (recovery) fallen unsere Ergebnisse weniger eindeutig aus, doch zumindest die Erholung der Herzfrequenz scheint sich durch Sportaktivität verbessern zu lassen. Unsere Daten bestätigen nicht nur die Cross-Stressor Adaptationshypothese, sondern auch die Stresspuffer-Hypothese: In unserer Studie wurde zum ersten Mal auf der Grundlage experimenteller Daten und unter Verwendung einer standardisierten Form der Stressinduktion gezeigt, dass Sportaktivität die negativen Effekte von Stress – und insbesondere von chronischem Stress – abzupuffern vermag. Bedenkt man, dass sportliche Aktivität neben seiner stressregulierenden Wirkung auch noch viele andere positive Effekte auf die Gesundheit hat, so scheint Sportaktivität für die Stressregulation die Methode der Wahl zu sein. Besonders Personen, die chronischen Stressreizen ausgesetzt sind, haben eine gute Chance, durch regelmäßiges Sporttreiben den negativen gesundheitlichen Auswirkungen dieser Stressbelastung vorzubeugen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012). Sportaktivität als Stresspuffer. Zeitschrift für Sportpsychologie, 19, 80–90
    Klaperski, S., Seelig, H. & Fuchs, R.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1026/1612-5010/a000061)
  • (2012). Sportliche Aktivität und Stressregulation. In R. Fuchs & W. Schlicht (Hrsg.), Seelische Gesundheit und sportliche Aktivität (S. 100–121). Göttingen: Hogrefe
    Fuchs, R. & Klaperski, S.
  • (2013). Does the level of physical exercise affect physiological and psychological responses to psychosocial stress in women? Psychology of Sport and Exercise, 14, 266–274
    Klaperski, S., von Dawans, B., Heinrichs, M. & Fuchs, R.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1016/j.psychsport.2012.11.003)
  • (2013). Effects of a 12-week endurance training on the stress-health relationship and the physiological stress response in men: A randomized controlled trial. Journal of Sport & Exercise Psychology, 35 (Suppl.), 95–95
    Klaperski, S. & Fuchs, R.
  • (2014). Effects of a 12-week endurance training program on the physiological response to psychosocial stress in men: A randomized controlled trial. Journal of Behavioral Medicine. Advance online publication
    Klaperski, S., von Dawans, B., Heinrichs, M. & Fuchs, R.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/s10865-014-9562-9)
  • (2014). Regular aerobic exercise increases dispositional mindfulness in men: A randomized controlled trial. Mental Health and Physical Activity
    Mothes, H., Klaperski, S., Seelig, H., Schmidt, S. & Fuchs, R.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.mhpa.2014.02.003)
 
 

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