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Soziale Netzwerke und ethnische Identifikationen von jugendlichen Migranten

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2011 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 196990384
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt hatte das übergreifende Ziel, die Mechanismen der Entstehung und des Wandels sozialer Netzwerke und ethnischer Identifikationen von Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen. Freundschaften zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund sind ein Indikator für soziale Integration; die Stärke der Identifikation mit dem Aufnahmeland ist ein Indikator für emotionale Integration. In der Annahme, dass sich soziale und emotionale Integration wechselseitig beeinflussen galt ein besonderes Interesse der empirischen Überprüfung der kausalen Wechselwirkungen zwischen interethnischen Freundschaften und ethnischen Identifikationen. Darüber hinaus sollte erstmalig Aufschluss über die zeitliche Entwicklung der Stärke ethnischer Identifikationen über den Verlauf der Adoleszenz gegeben werden. Da zu Projektbeginn keine geeigneten Daten vorlagen, war die Schaffung einer Datengrundlage ein wichtiges Zwischenziel des Projekts. Hierzu wurde zunächst ein Messinstrument zur Erfassung ethnischer und nationaler Identität von Kindern und Jugendlichen entwickelt und qualitativ wie quantitativ getestet. Dieses Messinstrument kam anschließend in einer wiederholten Befragung von über 2.700 Kindern und Jugendlichen aus Schulen in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz. Die Schülerinnen und Schüler wurden dazu über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren bis zu sechs Mal in einem Abstand von neun Monaten zu ihren Freundschaften im Jahrgang sowie ihrer ethnischen und nationalen Identifikation befragt. Basierend auf dieser einzigartigen Datengrundlage konnte das übergreifende Ziel des Projekts adressiert werden. Die zentrale Erkenntnis ist, dass emotionale Integration auf soziale Integration wirkt, aber nicht umgekehrt. Konkret bedeutet dies, dass sich Jugendliche mit Migrationshintergrund, die sich stärker mit Deutschland identifizieren, eher Freundschaften mit Jugendlichen ohne Migrationshintergrund schließen. Solche Freundschaften haben jedoch im Umkehrschluss keinen Einfluss auf die Stärke der Identifikation. Vielmehr konnte gezeigt werden, dass Jugendliche die Stärke ihrer eigenen ethnischen Identifikation an die Stärke der ethnischen Identifikation ihrer Freunde aus dem gleichen Herkunftsland angleichen. Für die Auswahl von Freunden ist diese Stärke ebenfalls bedeutsam, da sich Schülerinnen und Schüler mit dem gleichen Migrationshintergrund nicht per se aufgrund des gleichen Herkunftslandes ihrer Familien miteinander befreunden, sondern nur dann, wenn beide sich damit auch identifizieren. Über den Verlauf der Adoleszenz verringert sich das Ausmaß sowohl der ethnischen wie auch der nationalen Identifikation. Dennoch verbleibt die ethnische Identifikation auf einem hohen Niveau, insbesondere dann, wenn die Schülerinnen und Schüler Diskriminierung aufgrund ihres Migrationshintergrunds erfahren. Diese sowie weitere Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden als Beiträge für die Migrationsforschung in international sichtbaren Fachzeitschriften veröffentlicht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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