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Innovationsfinanzierung im Mittelstand: Die Bedeutung von Nähe, Intermediation und Kompetenzen in regionalen Finanzsystemen

Antragsteller Professor Dr. Eike Wilhelm Schamp (†)
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 19984810
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Finanzierung von Innovationen in mittel ständischen Unternehmen ist für die beteiligten Unternehmen und Banken oft sehr risikoreich. ,Nähe', wie sie etwa im klassischen deutschen Hausbankenprinzip gegeben ist, gilt als ein Weg der Reduzierung von Informationsasymmetrien zwischen den Partnern und mithin des Risikos. Vergleichend mit einer vorherigen Studie in Deutschland analysiert das Projekt in dem ähnlich bankenbasierten Finanzsystem von Spanien die Organisation von Finanzbeziehungen zwischen den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und den Banken (inkl. der dabei ablaufenden Routinen der Entscheidungsfindung). Der Einfluss der finanzsystemischen Bedingungen Spaniens und der produktionssystemischen Bedingungen in der Kunststoff verarbeitenden Industrie wird im regionalen Kontext einer urbanen Agglomeration (Barcelona) und eines Industriedistriktes (Foia de Castalla/Alicante) vergleichend geprüft. Die Rolle des Firmenkunden-Betreuers der Banken als Intermediär in der Finanzbeziehung zwischen einem KMU und der kreditgebenden Bank wird besonders hervorgehoben. Mithilfe eines qualitativen Vorgehens, das parallele Unternehmens- und Kapitalgeber-Interviews beinhaltet, gelingt es, unterschiedliche Sichtweisen der Beteiligten auf Finanzbeziehungen einander gegenüberzustellen und daraus institutionelle Unterschiede des Finanzverhaltens im bankengetriebenen Finanzsystem Spaniens herauszuarbeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Finanzbeziehungen zwischen KMU und Banken in Spanien „marktgetriebener" sind als in Deutschland: Banken suchen Sicherheiten nur in Immobilien und haben trotz geographischer Nähe zu ihren Kunden (hohe Anzahl von Niederlassungen) zentralistische Organisationsstrukturen, KMU sehen lokale Banken nicht als Teil eines gewachsenen Produktionssystems und unterhalten Beziehungen zu vielen Banken. Bereits Ende des 19. Jh. hatte der Ökonom Alfred Marshall das Konzept des „Industriedistriktes" für die Erklärung lokaler Produktionssysteme eingeführt, das später vor allem in Italien empirisch analysiert wurde. Der dort postulierte und nachgewiesene Vorteil der geographischen und sozialen ,Nähe' in den Finanzbeziehungen lässt sich für spanische Industriedistrikte nicht bestätigen. Damit überwiegen die allgemeinen Bedingungen des spanischen Finanzsystems gegenüber besonderen Bedingungen des lokalen Produktionssystems. Im Vergleich zu Deutschland vermuten wir hierin eine Schwäche für spanische KMU im Innovationswettbewerb.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006): Mittelstandsfinanzierung in Deutschland und Spanien. Konzeptionelle Überlegungen zum Stellenwert nationaler Finanzsysteme und zur Angemessenheit regionaler empirischer Fallbeispiele, Vortrag im Rahmen des AK Industriegeographie Eschwege,
    Handke, M.
  • (2007): Zur simultanen Kontrolle von Risiken des Produktions- und des Finanzsystems: Die Rolle von Kompetenzen und Routinen bei der Institutionalisierung von Finanzierungslösungen, Vortrag im Rahmen des Deutschen Geographentags in Bayreuth, 02.10.2007.
    Handke, M.
  • Die Institutionalisierung von Finanzierungslösungen für mittelständische Untemehmen im Kontext einer Co-Evolution von Finanzsystem und Produktionssystem,Vortrag im Rahmen des Symposiums zur Wirtschaftsgeographie in Rauischholzhausen,29.04.2007.
    Handke, M.
  • Die Institutionalisierung von Finanzierungslösungen für mittelständische Untemehmen, Präsentation im Rahmen des AK Finanzgeographie in Osnabrück, 7.6.2007
    Handke, M.
  • (2008): El Papel de los bancos en los sistemas industriales teritoriales: Riesgos y financiaciön de la industria del plästico en la Foia de Castalla, Präsentation im Rahmen des Humangeographischen Kolloquiums der Universität Alicante, 27.02.2008
    Handke, M.
  • (2008): The geographical construction of routines and competences to control credit-risks, Vortrag im Rahmen der jährlichen Tagung der AAG in Boston, 15.04.2008.
    Handke, M.
  • (2009): Untemehmensfinanzierung in geographischer Perspektive. Finanzsystemische und produktionssystemische Einflüsse auf Finanzbeziehungen spanischer KMUs, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, Vol. 53.
    Handke, M.
 
 

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