Umsetzung und Anpassung der Managementkonzepte Shareholder Value und corporate Social Responsibility
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit dem Forschungsprojekt haben wir an die jüngere Literatur zur Übernahme und Übersetzung von Managementkonzepten bzw. divergierenden Erwartungen auf der Basis der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie angeschlossen und insbesondere 1) auf die unternehmensspezifische Interpretation von CSR als auch 2) auf den Prozess der Übernahme und Implementierung von CSR fokussiert. Die Ergebnisse zum ersten Punkt zeigen, dass die untersuchten Unternehmungen in umfassender Weise CSR und Verantwortung gegenüber anderen und für andere (Akteure und Nicht‐Akteure) kommunizieren (z.B. gegenüber den Mitarbeitern, aber auch gegenüber der Umwelt, für die Zukunft und die Gesellschaft an sich). Das kommunizierte Selbstverständnis von Unternehmen im Sinne der Corporate Citizenship‐Diskussion als „guter Bürger“ oder „verantwortungsbewusste Weltbürger“ hat gewichtige Implikationen für die in Deutschland noch nicht abgeschlossene Diskussion zur strafrechtlichen Sanktionierbarkeit von Unternehmen, die sowohl in der Unternehmensethik und Betriebswirtschaftslehre als auch in den Rechtswissenschaften intensiv behandelt wird und die aktuell im Rahmen eines Gesetzesentwurfs viel Aufmerksamkeit erfährt. Aus den Ergebnissen der Studie zum Implementierungsprozess von CSR wurde zum einen ein prozessorientiertes Model zur Reaktion auf institutionalisierte Erwartungen und zur Implementierung von Managementkonzepten auf einer rhetorischen und einer strukturellen Ebene entwickelt. In diesem Modell skizzieren wir vier Reaktionen (Isomorphie, Übersetzung [Translation], Entkopplung in Form eines Aufbaus von Legitimationsfassaden und Entkopplung in Form eines Aufbaus von Ambivalenztoleranz) von Unternehmen, wobei mit der Ambivalenztoleranz ein empirisch bisher kaum beachtetes Phänomen identifiziert und theoretisch eingeordnet worden ist. Weiterhin fokussieren wir auf die Strategien der an der Implementierung des CSR‐Konzepts beteiligten Organisationsmitglieder bei der Verankerung des Konzepts in der Organisation. In dieser Studie zeigen wir, dass die jeweiligen Strategien stark von den Charakteristiken der untersuchten Unternehmen beeinflusst werden. Auf der Basis unserer Befunde zeigt sich zudem, dass die strukturelle Verankerung von CSR, bspw. durch die Etablierung der Position eines CSR‐Verantwortlichen, im Zeitverlauf erheblich an Bedeutung für die meisten Unternehmen in unserer Studie verliert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2014): Wofür übernehmen Unternehmungen Verantwortung? Und wie kommunizieren sie ihre Verantwortungsübernahme? – Eine qualitativ‐explorative Studie. In: Zeitschrift für Wirtschafts‐ und Unternehmensethik, 2014, 15 Jg., H. 1, S. 57‐80
Beyer Susan; Bohn, Stephan; Grünheid, Toni; Händschke, Sebastian; Kerekes, Raluca; Müller, Jonas; Walgenbach, Peter
(Siehe online unter https://doi.org/10.5771/1439-880X-2014-1-57) - The creativity of organizations in taking corporate social responsibility: handling conflicting institutional demands. Kap. 15, S. 259-284, in: Örtenblad, Anders (Hrsg.): Handbook of Research on Management Ideas and Panaceas: Adaptation and Context, Edward Elgar, Cheltenham, UK / Northampton, MA, 2015. 978-1-78347-559-9
Bohn, Stephan; Galander, Anne; Walgenbach, Peter