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Erfolgreiche Implementierung von Schreibzentren an US-amerikanischen Hochschulen: Eine explorative Studie auf der Basis von Experteninterviews.Ein Beitrag zur Schreibzentrumsforschung mit Transfer zur europäischen Hochentwicklung im Bologna-Prozess.

Antragstellerin Dr. Katrin Girgensohn
Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 200547059
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Schreibzentren an Hochschulen sind Institutionen, die Schreibendende dabei unterstützen, ihre Schreibkompetenzen auszubauen. Der Begriff Schreibkompetenzen wird dabei im Sinne der Theorie der „Academic Literacies“ gefasst als „framework for understanding university writing practices“ (Lea/Street 1998). In diesem Sinne wird in Schreibzentren nicht nur der Ausbau literaler Kompetenzen unterstützt, wie Lesen, Schreiben und Recherchieren. Vielmehr geht es auch darum, Studierende im kritischen Denken und bei der Entwicklung von Identitäten als Schreibende zu fördern. Schreibzentren sind ein im deutschsprachigen und europäischen Kontext noch relativ junges Phänomen. Die Institutionalisierung von Schreibzentren ist hier oft von vielfältigen Schwierigkeiten begleitet. In den USA dagegen gibt es Schreibzentren an 90% aller Hochschulen. Sie haben dort oft bereits eine jahrzehntelange Tradition. Deshalb hat diese Studie auf der Basis von Experteninterviews mit erfahrenen Schreibzentrumsleitenden in den USA untersucht, welche Strategien von Schreibzentrumsleitenden zur nachhaltigen Implementierung von Schreibzentren an Hochschulen beitragen. Die Analyse der Interviews folgt der Methodologie der Grounded Theory. Als Kernkategorie für die nachhaltige Implementierung hat sich dabei gezeigt, dass eine Kongruenz zwischen der Schreibzentrumspädagogik und dem Führungsstil von Schreibzentrumsleitenden wesentlich zum Erfolg beiträgt. Die der Schreibzentrumspädagogik zugrunde liegende Theorie ist die des Collaborative Learnings (Bruffee 1999), nach der in Schreibzentren Studierende als Peer TutorInnen dazu ausgebildet werden, auf Augenhöhe mit ihren KommilitonInnen Gespräche über das Schreiben und Texte zu führen. Dabei ist es wichtig, dass beide GesprächspartnerInnen den Expertenstatus der anderen Person anerkennen und wertschätzen. Die Schreibenden sind ExpertInnen für ihre Texte, Argumente und Ideen. Die Peer TutorInnen sind ExpertInnen für Schreibprozesse und Gesprächsführung. Sie agieren als interessierte Lesende und nutzen dafür Techniken wie aktives Zuhören, Paraphrasieren oder Spiegeln, um die Verantwortung für den Text bei den Schreibenden zu belassen und einen langfristigen Ausbau von Schreibkompetenz zu fördern. Erfolgreiche Schreibzentrumsleitende fördern diese Haltung des Collaborative Learning nicht nur für die im Schreibzentrum durchgeführten Gespräche über das Schreiben. Vielmehr haben sie Collaborative Learning als eine Haltung verinnerlicht, die alle ihre Handlungs- und Interaktionsstrategien prägt. Als wichtigste Handlungs- und Interaktionsstrategien von Schreibzentrumsleitenden, die alle in der Haltung des Collaborative Learnings umgesetzt werden, haben sich folgende Strategien gezeigt: • Kollaborative Zusammenarbeit im Team des Schreibzentrums • Umfassende Aus- und Weiterbildung von Peer TutorInnen • Gezielte Kooperation mit Lehrenden • Kreative Finanzierungsstrategien • Umfangreiche Strategien zur Erhöhung der Sichtbarkeit des Schreibzentrums • Aktive Schreibzentrumsforschung • Forcierung professioneller Netzwerke • Grundsätzliche Offenheit für Veränderungen Im Hinblick auf die Entwicklung von Schreibzentren im deutschsprachigen und europäischen Raum zeigt sich, dass Schreibzentrumsleitende diese Strategien bewusst in ihr professionelles Handeln integrieren müssen. Somit konnte ein Berufsbild für Führungskräfte in Schreibzentren entwickelt werden. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen an deutschsprachigen Hochschulen, bei der zukünftig 50% eines Jahrgangs studieren sollen, ist die Einrichtung von Schreibzentren besonders wichtig, um der Diversität der Studierendenschaft gerecht werden zu können. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Schreibzentren sich nicht über eine Defizit-Orientierung profilieren, sondern im Sinne des o.g. Academic Literacies-Ansatzes Studierende dabei fördern, ihre Identitäten im Kontext der Universität zu entwickeln.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • «At University nothing speaks louder than research». Plädoyer für Schreibzentrumsforschung. In: Zeitschrift Schreiben. Schreiben in Schule, Hochschule und Beruf. 30.01.2012
    Katrin Girgensohn, Nora Peters
 
 

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