Detailseite
Psychologische Konsequenzen radikaler Aktionen für die Abweichler und den nicht involvierten Mainstream: Disidentifikation und Exklusion
Antragstellerin
Professorin Dr. Julia Christina Becker
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201089191
In einer aktuellen Studie haben wir zeigen können, dass Personen, die für die Interessen der breiteren Eigengruppe an radikalen kollektiven Aktionen teilnehmen, sich paradoxerweise von der breiteren Gruppe distanzieren (sich „disidentifizieren“), wenn die Aktion vom Mainstream der breiteren Gruppe abgelehnt wird. Das aktuelle Projekt baut auf diesem Befund auf und verfolgt dabei zwei Ziele. Erstens soll der psychologische Prozess der „Disidentifikation“ näher untersucht werden. Studie 1 überprüft, ob der Effekt der Teilnahme an radikalen Aktionen auf eine reduzierte Identifikation mit der breiteren Eigengruppe durch emotionale Reaktionen (Wut, Verachtung) gegenüber der breiteren Eigengruppe mediiert wird. Zweitens soll die Reaktion der Majorität gegenüber den radikalen Abweichlern und gegenüber der breiteren Eigengruppe untersucht werden. Studie 2 testet, ob die Majorität Personen ausschließt, die mit radikalen Mitteln versuchen, das Gruppenziel zu erreichen. Des Weiteren wird überprüft, ob sich die Majorität auch von der breiteren Eigengruppe distanziert, wenn Personen dieser Gruppe zu radikalen Mitteln greifen. In beiden Studien wird zudem der potentiell moderierende Einfluss der Prototypikalität der Abweichler als auch der wahrgenommenen Legitimität radikaler Aktionen berücksichtigt. Beide Studien werden im „sozialen Immersionslabor“ der Universität St. Andrews durchgeführt, da in diesem Labor Personen mit experimentell erzeugten Bildern und Geräuschen umgeben werden können, welche die Intensität des kollektiven Ereignisses reproduzieren. Dieses Labor bietet daher die einmalige Chance, die Wirkung radikaler Aktionen experimentell zu untersuchen. Die Kombination der Perspektive des Mainstreams und der Abweichler ist neu und wichtig, wenn wir verstehen möchten, wie Abweichler und Mitglieder der Mehrheit zur Disidentifikation von Gruppenmitgliedern und zur Radikalisierung von Intergruppenkonflikten beitragen können.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeberin
Dr. Nicole Tausch