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Die Integration konkurrierender Theorien kausalen Denkens

Antragsteller Dr. Ralf Mayrhofer
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201258205
 
Kausalkognitionen sind die Basis für wissenschaftliches wie auch alltägliches Denken und spielen eine zentrale Rolle für die Rationalität des Menschen. Die Grundlagen von Kausalität wie auch alltäglichen Kausalintuitionen sind seit Jahrhunderten Gegenstand philosophischer Debatten. Hierbei lassen sich verschiedene Schulen unterscheiden, die sich auch in verschiedenen psychologischen Paradigmen widerspiegeln: (1) Abhängigkeitstheorien, wie zum Beispiel kausale Bayes-Netze, reduzieren Kausalität auf statistische oder kontrafaktische Abhängigkeiten zwischen Ereignissen (Ursachen und Effekten). (2) Dispositionstheorien fokussieren auf die Interaktion zwischen zwei Entitäten, Agens und Patiens, die kausale Dispositionen haben. (3) Kausale Prozesstheorien hingegen modellieren Kausalität aus der Perspektive interagierender Prozesse.Die strikte Trennung der durch die verschiedenen philosophischen Schulen motivierten psychologischen Theorien hat dazu beigetragen, dass bisher über mögliche Interaktionen wenig nachgedacht wurde. In unserem Projekt untersuchen wir daher aus pluralistischer Perspektive, wie sich die in den verschiedenen Theorien benutzen Konzepte kombinieren lassen, um menschliches Kausaldenken besser zu verstehen. Hierfür kombinieren wir experimentelle Studien mit komputationaler Modellierung. In der ersten Förderperiode konnten wir bereits zeigen, wie sich dispositionale Intuitionen über die Agens-Rolle auf die Repräsentation von Kausalmodellen und auf die Wahrnehmung von kausalen Interaktionen in der Michotte-Aufgabe auswirken. In der zweiten Förderperiode planen wir, unseren integrativen Ansatz in zwei Teilprojekten weiter zu verfolgen. Das erste Teilprojekt setzt an unseren Ergebnissen zu kausaler Wahrnehmung an. In diesem Projekt haben wir uns bisher auf Kriterien für die Zuschreibungen der Agens-Rolle konzentriert. Wir planen, eine neue Theorie der kausalen Wahrnehmung zu entwickeln, die auf mittelalterlichen Impetus-Theorien basiert, und diese gegen eine gerade veröffentlichte probabilistische Newtonianische Theorie testet. Überdies wollen wir weiterhin die Interaktion zwischen der Wahrnehmung von Kausalprozessen und Agens-Intuitionen explorieren. Im zweiten Teilprojekt werden wir anschließend an unsere früheren Arbeiten die Interaktionen zwischen Intuitionen über kausale Abhängigkeit und dispositionalen Annahmen untersuchen und dabei die Frage nach der Transitivität von Kausalrelationen in den Mittelpunkt stellen. Transitivität heißt, dass aus den Aussagen "A verursacht B" und "B verursacht C" die Aussage "A verursacht C" folgt. Diese Annahme ist kontrovers diskutiert worden. In unseren Untersuchungen werden wir abstrakte geometrische Szenarien benutzen, um den Einfluss von Alltagswissen zu minimieren. Wir wollen zeigen, wie räumlich-geometrische Anordnungen von kausal aktiven Objekten dispositionale Annahmen nahelegen, die die Transitivitätsannahme mehr oder weniger plausibel erscheinen lassen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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