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Wissenstransfer, Denken in Analogien und exekutive Funktionen im Kleinkindalter

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201518422
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die vorliegende Arbeit untersuchte die Aneignung von Werkzeugwissen und die flexible Transfer- und Anpassungsfähigkeit an neue Situationen im zweiten Lebensjahr. Als potentiell relevante kognitive Mechanismen hierbei wurden Prozesse der zielgerichteten, flexiblen Verhaltenskontrolle und -modifikation untersucht, die sogenannten Exekutiven Funktionen. Sie scheinen eine Schlüsselrolle für die flexible Anpassung von Verhalten einzunehmen, da diese Prozesse vor allem in neuen, unbekannten Situationen wichtig sind, in denen automatische Gewohnheitsreaktionen keine Problemlösung herbeiführen können. Studie 1 zeigte deutliche Altersunterschiede hinsichtlich der Lern-, Transfer- und Anpassungsfähigkeit: Während 18 und 20 Monate alte Kinder trotz sozialer Werkzeugdemonstration nicht in der Lage waren, ein funktionales Hilfsmittel konsistent auszuwählen, gelang dies der Mehrheit 22 und 24 Monate alter Kinder. Allerdings zeigten sich auch zwischen 22 und 24 Monaten deutliche Unterschiede in der spontanen Transfer- und Anpassungsfähigkeit. 24 Monate alte Kinder zeigten eine geringere Fehlerrate und Ablenkbarkeit durch irrelevante Werkzeugmerkmale als 22-Monatige. Darüber hinaus passten sie ihr Verhalten bei Fehlern deutlich schneller an. In Studie 1a zeigten sich erste Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Komponenten Exekutiver Funktionen und spontanem Wissenstransfer, sowie flexibler Verhaltensanpassung mit 22 und 24 Monaten. Studie 2 untersuchte den Einfluss eines Konfliktes zwischen perzeptuell salienten, lösungsirrelevanten Werkzeugmerkmalen und funktional relevanten Aspekten. Ohne den beschriebenen Konflikt zeigten 22 Monate alte Kinder einen signifikant besseren spontanen Wissenstransfer und wählten häufiger das richtige Werkzeug direkt im ersten Transferdurchgang aus als eine Vergleichsgruppe 22 Monate alter Kinder, die mit einem solchen Konflikt konfrontiert wurden. Im folgenden Verlauf der Transferaufgabe jedoch zeigte sich eine leicht schlechtere Leistung für die Gruppe ohne Konflikt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass es leichter fällt, sich ein einmal gefundenes funktionales Werkzeug an dessen auffälligen Merkmalen zu merken, auch wenn diese nicht kausal mit dem Erfolg verbunden sind. Assoziatives Lernen kann somit zu einer schnellen Lernleistung führen. Sind keine solchen auffälligen Unterscheidungsmerkmale vorhanden, ist dies nicht möglich, was die Leistung der Gruppe ohne Konflikt möglicherweise mindert. Um unser Wissen über die Entwicklung des flexiblen Einsatzes von Hilfsmitteln zu vertiefen, werden weitere Studien benötigt, die die Aufgabenanforderungen systematisch untersuchen und über Altersgruppen hinweg vergleichen. Auch von Analysen einzelner Durchgänge in Lernsituationen sollte mehr Gebrauch gemacht werden, da so Umgang mit Rückmeldungen und einzelne Schritte im Lernprozess genauer beleuchtet werden können. Replikationsstudien zum Einfluss Exekutiver Funktionen auf den flexiblen Wissenstransfer und die Verhaltensanpassung in Problemlösesituationen im Kindesalter sind dringend nötig, um die Ergebnisse der vorliegenden Studie weiter zu stützen und zu erweitern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (March, 2015). Knowledge Transfer in Toddlerhood: The role of Executive Functions in Solving a Tool-Choice Task in 22- and 24-month-olds. SRCD Biennial Meeting, Philadelphia, Pennsylvania, USA
    Bechtel, S. & Pauen, S.
  • (July, 2012). The cognitive basis of human tool use: Functional learning and knowledge transfer in 24-month-olds.Biennial International Conference on Infant Studies, Minneapolis, Minnesota, USA
    Bechtel, S., Jeschonek, S. & Pauen, S.
  • (April, 2013). Acquisition and transfer of tool knowledge in 18- to 24-month-old toddlers. SRCD Biennial Meeting, Seattle, Washington, USA
    Bechtel, S. & Pauen, S.
  • (2014). Werkzeuggebrauch und Wissenstransfer im Kleinkindalter: Wie entwickelt sich flexible Anpassungsfähigkeit und welche Rolle spielen die Exekutiven Funktionen? Dissertation. Heidelberg: Universitätsbibliothek Heidelberg
    Bechtel, S.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.11588/heidok.00017683)
  • (Januar, 2014). Knowledge transfer in 22-month-olds: The role of executive functions, parenting goals and beliefs about self-regulation. BCCCD14 Conference in Budapest, Hungary
    Bechtel, S. & Pauen, S.
  • (July 2014). How 18- to 24-month-olds acquire and transfer tool knowledge: The role of executive functions. International Conference on Infant Studies, Berlin, Germany
    Bechtel, S. & Pauen, S.
  • (November, 2014). How Self-Regulation Affects Problem Solving in Early Childhood. Mind & Life International Symposium for Contemplative Studies, Boston, Massachusetts, USA
    Pauen, S. & Bechtel, S.
  • (September, 2014). Wissenstransfer im Kleinkindalter: Die Rolle Exekutiver Funktionen beim Lösen einer Werkzeugaufgabe im Alter von 22 und 24 Monaten. 49th Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Bochum, Germany
    Bechtel, S. & Pauen, S.
 
 

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