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Gene x Brain Interaction: Neuronale Korrelate langfristiger Extinktionsprozesse in Abhängigkeit des COMT-Polymorphismus

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201612140
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im vorliegenden Projekt konnte gezeigt werden, dass sowohl der serotonerge 5-HTTLPR als auch der dopaminerge COMT Val158Met-Polymorphismus einen Einfluss auf Furchtkonditionierungs- und Extinktionsprozesse besitzen. Personen mit der s-Variante des 5-HTTLPR zeigten während der Konditionierung eine erhöhte neuronale Aktivität in der Amygdala sowie eine veränderte funktionelle und strukturelle Konnektivität. Diese Ergebnisse liefern eine neurobiologische Erklärung für den Befund, dass das s-Allele oftmals mit einer erhöhten Vulnerabilität für psychische Störungen in Verbindung gebracht wird, da eine erleichterte Konditionierbarkeit für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen eine zentrale Rolle spielt. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass der dopaminerge COMT Val158Met-Polymorphismus mit veränderten Extinktionsprozessen verbunden ist. Met/Met-Personen zeigten Defizite im Extinktionslernen und erhöhte Furchtreaktionen, die sogar sechs Monate später noch messbar waren. Zusätzlich konnte die Amygdala als zentrale Hirnstruktur für das Extinktionslernen und den Extinktionsabruf identifiziert werden. Hier zeigte sich, dass die Amygdalaaktivität während des Extinktionslernens signifikant Furchtreaktionen sechs Monate später vorhersagte. Die Ergebnisse erweitern klinische Studien, die zeigen, dass Met/Met-Personen schlechter von Expositionstherapie profitieren, da Extinktionslernen und der Extinktionsabruf zentrale Wirkfaktoren während des Expositionslernens darstellen. Überraschenderweise konnte kein Einfluss der Rekonsolidierungsmanipulation auf Extinktionsreaktionen gefunden werden. Es war vermutet worden, dass durch die veränderte Rekonsolidierung gelernte Furchtverbindungen dauerhaft blockiert werden und somit der rekonsolidierte Gefahrenreiz (CS+rem), sich von dem nicht-rekonsolidierten Gefahrenreiz (CS+non-rem) signifikant unterscheidet. Dies war jedoch nicht der Fall. Neuere Studien und Überblicksarbeiten bestätigen jedoch das gefundene Ergebnis, indem vermutet wird, dass Rekonsolidierung nur sehrt schwache Effekte besitzt. Dies spiegelt sich auch in klinischen Ergebnisse wieder, die zeigen, dass trotz erfolgreicher Therapie (= erfolgreiches Extinktionslernen) immer wieder Rückfälle entstehen können; durch Reaktivierung alter Furchtassoziationen. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass der habituelle Umgang mit Furchtbewertungen (Vermeidung vs. Fokussierung) im Zusammenhang mit Furchtkonditionierungs- und Regulationsprozessen steht. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass der 5-HTTLPR und der COMT Val158Met-Polymorphismus einen Zusammenhang mit Furchtkonditionierungs- und Extinktionsprozessen besitzen. Richtungsweisend für weitere Arbeiten und das Verständnis von Rückfällen in der klinischen Psychologie sind Veränderungen des Extinktionslernens und des Extinktionsabrufs im Zusammenhang mit dem COMT Val158Met-Polymorphismus, sowie die gefundene Bedeutung der Amygdala für beide Prozesse. Die dargestellten Ergebnisse und Arbeiten werden dabei helfen, neurobiologische Erklärungen für die Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung psychischer Störungen zu entwickeln und weiter auszubauen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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