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Die Entwicklung der Professorengehälter in Deutschland im 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 202622983
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Projekt wurde die Entwicklung der Gehälter von deutschen Ordinarien im Verlauf des 20. Jahrhunderts untersucht. Erkenntnisleitend war dabei die Frage, wie sich die Gehälter im Vergleich mit anderen Beschäftigtengruppen verändert haben. Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden in die Gehälter von systematisch ausgewählten Ordinarien für fünf Stichjahre bzw. Zeiträume und 15 Universitäten auf dem Gebiet der späteren Bundesrepublik erhoben. Dies führte zu einer Gesamterhebung von 221 Datenpunkten im Zeitraum 1908-1965, für den belastbare Daten gesichert werden konnten. Die Begrenzung des Zeitraums ist auf die Quellengrundlage in den Universitätsarchiven zurückzuführen. Im Ergebnis der Datenauswertung konnten wir zeigen, dass Professoren über verschiedene Fachbereiche hinweg starke Gehaltseinbußen sowohl relativ zum Durchschnittsgehalt aller Beschäftigten in Deutschland, als auch gegenüber vergleichbar qualifizierten Spitzenverdienern hinnehmen mussten. Wir konnten weiterhin zeigen, dass diese Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur wenig ausgeprägt, nach dem Zweiten Weltkrieg aber beschleunigt stattfand. Auch kam es zu einem relativen Einkommensrückstand der geisteswissenschaftlichen Fächer gegenüber Einkommensgewinnen von Medizinern, Juristen und Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die Aussagen über die relativen disziplinären Einkommensentwicklungen krankten aber an geringen Fallzahlen und sind daher statistisch nicht signifikant. Die Projektergebnisse stiegen auf ein reges und für solche fachwissenschaftlichen Spezialthemen sehr ungewöhnliches öffentliches Interesse, das durch die parallelen Diskussionen über die Reform der Professorenbesoldung und die hierauf bezogenen gerichtlichen Auseinandersetzungen zurückgeht. Das Projekt wurde daher mit Artikeln in der FAZ und im UniSpiegel sowie Spiegel Online gewürdigt. Wir erhielten auch Gelegenheit zu einer Präsentation der Projektergebnisse in der Zeitschrift des Deutschen Hochschullehrerverbandes »Forschung & Lehre«. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage haben wir uns aber entschlossen, das Projekt nicht wie ursprünglich geplant, nach der bewilligten zweijährigen Förderzeit weiterzuführen: Zum einen stellten sich die Archivsperrfristen auf personenbezogene Daten als ein unüberwindliches Hindernis heraus, das auch durch unterschiedliche Vorschläge der Datenanonymisierung nicht überwunden werden konnten. Unsere Daten liefern daher nur bis in die 1960er Jahre gute Ergebnisse. Zum anderen beruhen diese aber auf so kleinen Samples, dass weitergehende ökonometrische Tests unserer Hypothesen nicht möglich waren. Die Verbreiterung der Datengrundlage hätte einen so großen Aufwand bedeutet und der Grad der hierdurch erreichbaren Verbesserung wäre so niedrig gewesen, dass eine Ausweitung der Datengrundlage nicht sinnvoll erschien. Aus diesen Gründen war eine Weiterführung des Projektes nicht möglich und sie könnte sinnvollerweise auch nur im Rahmen größer angelegter Forschung über die Entwicklung von Einkommens- und Vermögensungleichheit in Deutschland betrieben werden, die vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden kann. Um dieses auch anderen Wissenschaftlern zu ermöglichen, werden die gesammelten Datenbestände der GESIS-Datenbank zur historischen Wirtschaftsstatistik übergeben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013): The Salary of German University Professors in the 20th century. A Relative Income Approach, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Vol. 54 (1), S.111-127
    Jan-Otmar Hesse
  • No longer top of the class: Professorial salaries in the 20th century, in: Beiträge zur Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik 2013
    Alexander Sohn
  • (2014): Im historischen Sinkflug. Die Gehälter von Professoren, in: Forschung und Lehre, 9/14, S.550-551
    Alexander Sohn
 
 

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