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Untersuchung der Frühstadien des Ausscheidungsprozesses in Al-Mg-Si Legierungen

Fachliche Zuordnung Metallurgische, thermische und thermomechanische Behandlung von Werkstoffen
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 204304489
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wir konnten direkt beweisen, dass nach dem Lösungsglühen die Bildung von Clustern bereits während der Abschreckung einsetzt – und das auch bei hohen Abschreckraten – und dass während der anschließenden Auslagerung bei Temperaturen zwischen -20 °C und 20 °C die Clusterbildung kontinuierlich fortschreitet. Die Cluster sind dabei größtenteils leerstellenfrei. Zu jedem Zeitpunkt befinden sich aber auch Leerstellen im System. Diese können frei sein, gebunden an Legierungsatome oder temporär in Clustern eingesperrt sein (zu welchen Anteilen können wir allerdings nicht unterscheiden). Dies entspricht in Grundzügen dem „vacancy-pump Modell“, für das noch nie ein experimenteller Beweis vorgelegt worden ist, sondern ein reines Gedankenmodell war. Wir wissen jetzt auch, dass während der Abschreckung zwei Prozesse weitgehend getrennt ablaufen: zum einen der Leerstellenverlust oberhalb 200 °C, zum anderen das Einsetzen der Clusterbildung unterhalb. Wir legen weitere Erkenntnisse vor, wie der Clusterbildungsprozess in verschiedenen Stadien abläuft. Dazu dienen Widerstands- und DSC-Messungen, die mit den PALS-Ergebnissen ein einheitliches Bild ergeben. Demnach ist die schnelle erste Clusterbildungsstufe durch die schnelle Diffusion von Si dominiert. Sie ist deutlich von der zweiten Stufe abgesetzt, in der zunehmend Mg in die Cluster diffundiert. Aufgrund der langsameren Diffusion von Mg geschieht dies auch viel langsamer. In Legierungen mit gleichem Si und Mg-Gehalt verläuft die Clusterbildung besonders effektiv. Die Modellierung der Widerstandskurven mit kinetischen Parametern analog zur Thermoanalyse erlaubt eine modellmäßige Beschreibung des Widerstandes in Analogie zur DSC und die Trennung von Beiträgen der beiden Clusterbildungsphasen. Die Betrachtung binärer oder ternärer Legierungen mit einem sehr kleinen Anteil eines der Legierungselemente Mg oder Si erbrachte die Erkenntnis, dass in binären Legierung grundlegend andere Prozesse ablaufen als in Ternären, nämlich die Bildung von Leerstellenclustern statt von Atomclustern. Schrittweises Hinzufügen des dritten Legierungselements zu einem der binären Legierungen führt zu einem kontinuierlichen Übergang zum typischen Verhalten des ternären Systems. Der Zusammenhang zwischen Vorauslagerung, Vorglühung und Aushärtung ist jetzt besser verstanden. Vorglühung für kurze Zeit „inertisiert“ die Legierung für eine bestimmte Zeit, während derer bei der anschließenden Raumtemperaturauslagerung keine Clusterbildung mehr stattfindet, die ihrerseits auf die folgende Aushärtung negative Auswirkungen hätte. Der Einfluss von Fe, Mn, Cr, Cu, Ti und Zn auf die Aushärtung einer kommerziellen 6016 Legierung konnte separat untersucht werden. Ti hat einen sehr großen Einfluss auf das Aushärtungsverhalten. Die Gründe dafür müssen noch weiter untersucht werden. Wir fanden, dass die Neutronenkleinwinkelstreuung das Potential hat, das Wachstum der härtenden, nadelförmigen Phasen in-situ quantitativ zu charakterisieren und dabei Länge, Dicke und Volumenanteil der Nadeln unabhängig zu messen. Demnach wachsen nadelförmige Ausscheidungen in den ersten Stunden hauptsächlich in der Länge und weniger in der Dickenrichtung. Die Messung der thermoelektrischen Kraft während der Raumtemperaturauslagerung lieferte überraschend deutliche Resultate, die aber nicht leicht interpretiert werden können. Beide Methoden haben trotzdem das Potential, zum weiteren Erkenntnisgewinn über das komplexe Legierungssystem Al-Mg-Si beizutragen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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