Archäologische und paläoökologische Untersuchungen zur Nutzungsgeschichte des Schafbergs - ein nordalpines Hochtal im Montafon, Voralberg (Österreich)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Zuge der Forschungen der Goethe-Universität Frankfurt zur frühen Besiedlungsgeschichte des Montafons wurden auch alpine Hochlagen einbezogen, um Bewirtschaftungssysteme in unterschiedlichen Höhenlagen miteinander vergleichen zu können. Ausgewählt wurde der Schafberg oberhalb von Gargellen (1800 – 2500m). In dem am Übergang von der subalpinen zur alpinen Höhenstufe gelegenen Hochtal wurden durch Friedrich Juen aus Vergalden Steinstrukturen entdeckt und dokumentiert. Sie sollten von Menschenhand stammen und bildeten den Ausgangspunkt der Forschungen durch die Goethe-Universität Frankfurt zwischen 2007 und 2012. Dem Schafberg kam mit seinem Passübergang auf dem Gafierjoch nach Süden offenbar schon seit Menschen gedenken eine besondere Stellung zu. Seine ertragreichen Weiden wurden bereits seit Jahrtausenden in den Sommermonaten von Menschen und seinem Vieh aufgesucht. Dies belegen die archäologischen Strukturen und die archäobotanischen Untersuchungen der Goethe-Universität Frankfurt. Die archäologischen Fundstellen liegen an verschiedenen Stellen zwischen der Bergstation der Schafbergbahnen und des Speichersees entlang des Schmugglerpfades. Es sind unscheinbare Reste von Steinsetzungen, die im Zusammenhang mit der Weide- und Alpwirtschaft stehen und von Alpwüstungen stammen. Dazu kommen die großen Felsblöcke im Madrisatäli, die Überhänge und Halbhöhlen, sog. Abris, aufweisen. Sie bieten heute noch Schutz vor Witterung und Steinschlag und gestatten gleichzeitig einen guten Ausblick. Die archäologischen Ausgrabungen an den Felsen und in den Steinsetzungen haben überraschende Ergebnisse erbracht. So konnte für die Abris eine mesolithische, bronzezeitliche sowie mittelalterliche Nutzung nachgewiesen werden und in keltischer und in römischer Zeit wie auch im Mittelalter wurden kleine Schutzbauten mit Steinfundamenten in Holz errichtet. Veränderungen durch den Menschen und seinen Tieren in Form von Waldauflichtung und -rodungen zeichnen sich in den palynologischen Befunden (Pollenablagerungen in Mooren) ab. Auf dem Schafberg wurden mehrere Moore untersucht und beim Gandasee (1970 m) ein zwei Meter mächtiges Moorprofil geborgen, das den Beginn und die Phasen der Landnutzung dokumentiert. In Übereinstimmung mit den archäologischen Resultaten zeigen die pollenanalytischen Untersuchungen erste umfangreiche Nutzungen des Schafbergs in der Frühbronzezeit und am Übergang zur mittleren Bronzezeit. An Stelle der heutigen subalpinen Weiden wuchs einst Fichtenwald. Er wurde mit Hilfe von Feuer gerodet, um Weideland zu gewinnen. Auch die weiteren archäologisch belegten Phasen in der Schafbergregion zeichnen sich im Pollenbild durch eine stark aufgelichtete subalpine Landschaft ab, in der Weideland vorherrschte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Alpwüstungen und Weidewirtschaft in vor- und frühgeschichtlicher Zeit auf dem Schafberg in Gargellen, Gemeinde St. Gallenkirch. Archäologische Ausgrabungen der Universität Frankfurt am Main. In: Montafoner Museen, Jahresber. 2010 (Schruns 2011) 16-18
R. Krause
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Montanarchäologie – Siedlungsforschung – Umwelt: Zur Geschichte einer inneralpinen Siedlungskammer am Beispiel des Bartholomäbergs und des Schafbergs im Montafon, Vorarlberg. Jahresber. Montafoner Museen, Jahresber. 2011 (Schruns 2012) 94-103
R. Krause
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Archäologie im Montafon – neue Erkenntnisse zur frühen Wirtschafts- und Besiedlungsgeschichte. In: Montafoner Museen, Jahresber. 2012 (Schruns 2013) 145-157
R. Krause, A. Röpke, A. Stobbe, R. Klopfer, J. Behringer
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Expansions of Bronze Age pasture farming and environmental changes in the Northern Alps (Montafon, Austria and Prättigai, Switzerland) – an integrated palaeoenvironmental and archaeological approach. Proceedings of the International Open Workshop “Socio- Evirnmental Dynamics over the last 12.000 years: The Creation of Landscape III (15.- 18. April 2013), Kiel
L. Bringemeier, R. Krause, A. Stobbe, A. Röpke