Ethnic Gentrification? - Zur Rolle aufstiegsorientierter Migranten bei der Aufwertung innenstadtnaher Altbauquartiere
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben zeigen, dass die traditionellen Akteursdefinitionen nach Alter, Familienstand, Haushaltseinkommen und Nationalität zum Verständnis gegenwärtiger Gentrificationprozesse in postmodernen Gesellschaften unzureichend sind. Sowohl die Pluralisierung von Lebensstilen und damit verbundener diversifizierter Lebensentwürfe als auch die Heterogenisierung der Bevölkerung und insbesondere der Personen mit Migrationshintergrund lassen einfache Kategorisierungen nach den gängigen Modellen nicht zu. Somit betonen die Untersuchungsergebnisse die Notwendigkeit, türkische Migranten als heterogene Gruppe zu begreifen, innerhalb derer sich auf der individuellen Ebene ganz verschiedene Identitäten herausgebildet haben, die zudem zunehmend in Konflikt geraten mit den kulturellen Traditionen und Werthaltungen der Herkunftskultur. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, zum einen in der Form, dass türkische Migranten sich immer häufiger von ihrer eigenen Ethnie distanzieren und als Individuen wahrgenommen werden möchten. Zum anderen haben sich auch die Ansprüche an Wohnraum und Wohnumfeld ausdifferenziert. Türkische Migranten treten immer häufiger als Gentrifier in Aufwertungsprozessen in Erscheinung und sind nicht mehr nur zu der Gruppe der Verdrängten zu zählen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, in welchem Zwiespalt Migranten mit sich und der Kultur stecken und dass Migranten unterschiedliche Strategien entwickelt haben, ihre gestiegenen Wohn- und Eigentumswünsche zu befriedigen. Die Auswirkungen einer von Migranten (mit)getragenen Gentrification auf das Quartier und das innerethnische Zusammenleben werden weiterhin beobachtet und analysiert.