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Die karolingische Torhalle im einstigen Kloster Lorsch (Hessen) - Bauforschung als Grundlage einer architekturhistorischen Neubewertung.

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2011 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 207338598
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die mittlerweile abgeschlossene Restaurierung der Lorscher Torhalle in den letzten Jahren bot die einmalige Chance, Einblicke in die Substanz des Baus zu gewinnen, die für lange Zeit nicht mehr möglich sein werden. Durch die idealen Voraussetzungen für die Bauforschung waren ungeahnte Einsichten in die Bautechnik, die Steinbearbeitung, die Materialverwendung und die Veränderungen des Baus in verschiedenen historischen Phasen durch Umbauten und Restaurierungen möglich. Die grundlegende, breit angelegte Bauaufnahme im großen Maßstab 1:10 wurde von einer systematischen Auswertung der historischen Überlieferung, des historischen Plan? und Bildmaterials und der Restaurierungsunterlagen begleitet. Die sachgerechte Dokumentation der Befunde zur Baugeschichte und die darauf aufbauenden Analysen werden ein solides und belastbares Grundlagenwerk für jede künftige wissenschaftliche Beschäftigung mit der Torhalle darstellen. Bewährt hat sich einmal mehr der Einsatz gekoppelter Methoden der Bauforschung und der Kunstgeschichte. Durch die Auswertung der Restaurierungsunterlagen wurden Ergebnisse der Bauaufnahme und Befunderhebung erweitert und abgesichert. Historische Zwischenzustände lassen sich nun präziser fassen und rekonstruieren. Das wohl wichtigste und mit Sicherheit in der Fachwelt Aufsehen erregende Ergebnis ist die Vorlage einer neuen Datierung der Torhalle um 900. Sie wurde mit Hilfe der naturwissenschaftlichen Methode der 14C-Datierung gewonnen. Ihr Einsatz wurde erst durch die Entdeckung umfangreichen organischen Materials während der Bauuntersuchung möglich. Die üblicherweise bei dieser Methode auftretende, vergleichsweise großen Streuungen der Datierung konnte durch eine breite statistische Basis und die unabhängige Untersuchung durch renommierte Labors eingegrenzt und abgesichert werden. Damit liegt die bislang mit Abstand belastbarste Datierung der Torhalle vor, die bisher unter den Fachleuten umstritten war und breit fächerte. Durch die neue Datierung verschob sich auch der Schwerpunkt des Untersuchungskreises der architektonischen Vergleichsbeispiele auf die raren späteren Zeitzeugnisse ohne die bekannten karolingischen Vorgaben zu vernachlässigen. Die Torhalle wurde im Kontext der Baukunst um 900 und der karolingischen Voraussetzungen Europas hinsichtlich Bautechnik, Baugestalt und Bauornamentik verortet. Die Gesamtergebnisse des Forschungsprojekts werden in einem zweibändigen Werk unter der Herausgeberschaft der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen 2017 publiziert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bauforschung im Kloster Lorsch 2010-2012: Kirchenfragment, Torhalle, Klostermauer, in: Pergament und Stein. Neue Forschungen zum Kloster Lorsch. Lorscher Studien 2, 2013, S. 13-23
    Katarina Papajanni
  • Zur Bautechnik der karolingischen Tor- oder Königshalle im ehemaligen Kloster Lorsch, in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 4-2013, S. 29-25
    Katarina Papajanni
  • Mit einem Eichenkeil und einer Walnussschale... - Bauforschung an der sogenannten Tor- oder Königshalle im ehemaligen Kloster Lorsch als Grundlage für einen neuen Datierungsansatz, in: Architectura, Jg. 45, Nr. 1, 2015, S. 23-44, Abb., Lit.
    Katarina Papajanni
  • Bauforschung und Archäologie an der Lorscher Klostermauer, in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 4/2016, S. 17-24
    Dieter Lammers und Katarina Papajanni
  • Karolingerzeitliche Mauertechnik in Deutschland und in der Schweiz, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2016; 384 S., 360 farbige und 150 s/w-Illustrationen; ISBN: 978-3-7954-3105-1
    Katarina Papajanni und Judith Ley (Hrsg.)
 
 

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