Detailseite
Projekt Druckansicht

Einflussfaktoren auf unwillkürliche Aufmerksamkeitsprozesse im Kindes- und Erwachsenenalter

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 208957019
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In unserer komplexen und digitalisierten Welt wird die Steuerung der Aufmerksamkeit zu einer immer wichtigeren Ressource für den Menschen. Die Fähigkeit, sich auf relevante Informationen zu konzentrieren und irrelevante Informationen auszublenden, ist für den Lernerfolg und für schulische Leistungen von entscheidender Bedeutung. Im DFG-Projekt haben wir auditive Aufmerksamkeit und relevante Einflussfaktoren auf der Ebene des Gehirns und des Verhaltens in der frühen und mittleren Kindheit sowie bei Erwachsenen untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen eine erhebliche Entwicklung der Aufmerksamkeitskontrolle in der frühen und mittleren Kindheit. Während auditive emotionale Informationen von Störreizen ein ähnlich hohes Ablenkungspotenzial für Grundschulkinder und Erwachsene haben, sind Kindergarten- und Grundschulkinder sensitiver gegenüber der Neuigkeit von aufgabenirrelevanten Informationen. Vor allem im Übergang zwischen Kindergarten- und Schulalter haben wir relevante quantitative und qualitative Entwicklungsveränderungen in der Aufmerksamkeitskontrolle dokumentiert. In der mittleren Kindheit (Grundschulalter), nicht jedoch in der frühen Kindheit, kann die Fähigkeit zur adaptiven Aufmerksamkeitskontrolle bis auf das Niveau von Erwachsenen verbessert werden - wenn Kinder ausreichend Gelegenheit haben, den Umgang mit aufgabenirrelevanten, aber neuen und unerwartet auftretenden Störreizen zu lernen. Dennoch unterscheidet sich die Aufmerksamkeitskontrolle in dieser Altersgruppe immer noch deutlich von der Aufmerksamkeitskontrolle, über die Erwachsene verfügen. Auf neuronaler Ebene sind insbesondere Mechanismen betroffen, die der Orientierung der Aufmerksamkeit hin zum Störreiz und der Reorientierung nach einer Ablenkung zurück auf die Aufgabe, zugrunde liegen. Die beobachteten Altersunterschiede in der Aufmerksamkeitskontrolle stimmen gut mit etablierten Konzepten kognitiver Kontrolle und exekutiver Funktionen und deren Entwicklungsverläufen überein. Im Hinblick auf die Untersuchung von Aufmerksamkeitsmechanismen bei sehr jungen Kindern, entwickelten wir einen pupillometriebasierten Ansatz und konnten belegen, dass Veränderungen der Pupillengröße als Reaktion auf ablenkende Störgeräusche ein sensitiver und spezifischer Marker für Aufmerksamkeitsprozesse bei Kindern und Erwachsenen sind. Damit steht ein einfach anzuwendendes und leistungsfähiges Instrument für die Untersuchung von Aufmerksamkeit insbesondere bei sehr jungen Kindern und Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen zur Verfügung. Unsere Ergebnisse fügen der Bedeutung des Locus-Coeruleus-Noradrenalin-Systems für Aufmerksamkeitsnetzwerke eine wichtige Entwicklungsperspektive hinzu. Unsere Studien haben weiterhin zur Methodenentwicklung in der Pupillometrie und in der Analyse von EEG-Kinderdaten beigetragen. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse zur Entwicklung von Aufmerksamkeit langfristig sowohl in der altersgerechten Gestaltung von Lernumgebungen als auch in Diagnostik und Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen Anwendung finden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung