Neomodernistischer und Liberaler Islam in Indonesien und seine intellektuellen Netzwerkbildungen in die islamische und westliche Welt
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Zeitraum für die Implementierung des Projekts erwies sich als sehr günstig. Zum einen erfolgten im besagten Zeitraum interessante und nachhaltige Entwicklungen im indonesischen Islam und seinem Verhältnis zur Politik. Zum anderen ergaben sich mehrere Gelegenheiten Kooperationen mit Partnern vor Ort aufzubauen bzw. regionale Akteure in die Forschung einzubeziehen. In der Folge des Projekts ergab sich eine Reihe von Ansatzpunkten für die weitere Forschung und wissenschaftliche Netzwerkbildung, die zu einer dauerhaften Verankerung des indonesischen Islam in der Göttinger Islamwissenschaft sowohl in Forschung wie auch Lehre geführt hat. Zu den wichtigen und teils überraschenden Erkenntnissen des Projekts gehört: 1. dass die angestrebte Definition von neomodernistischem und liberalem Islam sich als weitgehend obsolet erwies, da „moderater“ und indigener Islam sich heute anders definieren und teilweise auch auf andere intellektuelle Ressourcen zurückgreifen. 2. dass es völlig richtig war, die Untersuchung auf diese Strömungen zu konzentrieren, da diese für die weitere Entwicklung des Landes und seiner ideologischen Grundsätze weitaus wichtiger sind als die oft untersuchten radikalen und fundamentalistischen Strömungen. 3. dass trotz – und teilweise wegen – radikaler und militanter Strömungen und Aktionen eine verstärkte Hinwendung zu ziviler Gesellschaft und zu zivilem Islam zu verzeichnen ist. 4. dass seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts sich die damals erfolgte Tendenz zu einer konservativen und teilweise essentialistischen Ausrichtung in den islamischen Massenorganisationen umkehrte und diese großen Organisationen immer mehr auf Distanz zu den Fundamentalisten gingen. 5. dass sich moderater Islam immer mehr aus indigenen Ressourcen bedient. Das heißt, dass Toleranz und Pluralismus als genuin indonesisch dargestellt werden (z.B. die Tendenz zur Assimilierung und Synkretisierung und zur Tolerierung anderer Strömungen als die eigene). Damit einher geht eine zunehmende Minderung auswärtiger, globaler Autorität bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Rezeption dieser auswärtigen Quellen, ohne diese aber in ein System zu bringen zu wollen. 6. dass eine zunehmende Tendenz im nationalen Diskurs zu verzeichnen ist hin zu rechtsstaatlichen Ideen und Menschenrechtsprinzipien, zumindest dass diese im Diskurs immer häufiger eingefordert oder auf diese Bezug genommen werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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`Gender as a social regime in the Islamic context – a case study of the Muhammadiyah´, in: Indonesian and German views on the Islamic legal discourse on gender and civil rights (Hg. Fritz Schulze & Noorhaidi Hasan). Wiesbaden: Harrassowitz, 2015. S. 45-62
Siti Ruhaini Dzuhayatin
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`Gender, the problem of patriarchy and maṣlaḥa in Indonesian Islam: from fiqh al-ʾabawī to fiqh al-nisāʾ´, in: Indonesian and German views on the Islamic legal discourse on gender and civil rights (Hg. Fritz Schulze & Noorhaidi Hasan). Wiesbaden: Harrassowitz, 2015. S. 23-44
Syafiq Hasyim
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`The Indonesian discourse on polygamy, qawwām and nushūz - The examples of Hamka and Quraish Shihab´, in: Indonesian and German views on the Islamic legal discourse on gender and civil rights (Hg. Fritz Schulze & Noorhaidi Hasan), (= Studies on Islamic Cultural and Intellectual History, Bd. 1). Wiesbaden: Harrassowitz, 2015. S. 63-75
Irene Schneider
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Indonesian and German views on the Islamic legal discourse on gender, state order and civil rights (= Studies on Islamic Cultural and Intellectual History, Bd. 1). Wiesbaden: Harrassowitz, 2015
Fritz Schulze & Noorhaidi Hasan (Hg.)
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The concept of sharia in the Qur’an and its relevance with gender discourse´, in: Indonesian and German views on the Islamic legal discourse on gender and civil rights (Hg. Fritz Schulze & Noorhaidi Hasan). Wiesbaden: Harrassowitz, 2015. S. 11-22
Hamim Ilyas