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Untersuchung und Identifikation von geeigneten Begriffen zur Formulierung von Empfehlungen in medizinischen Leitlinien

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 211470596
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Akzeptanz von Leitlinien im klinischen Alltag hängt von der Verständlichkeit der Empfehlungen ab. Allerdings ist die sprachliche Ausgestaltung der Leitlinienempfehlungen in Deutschland bisher wenig standardisiert. Für die Erstellung von Leitlinien ist wichtig zu wissen, wie bestimmte Formulierungen von den Leitlinienanwendern verstanden werden. Das Ziel der Studie war die Erfassung der empfundenen Verbindlichkeit der in Leitlinientexten verwendeten Formulierungen. Unter Ärzten verschiedener Fachrichtungen wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, in der anhand einer Visuellen Analog Skala ermittelt wurde, welche Verbindlichkeit aus verschiedenen Empfehlungsformulierungen für die Durchführung einer Handlung resultiert. Die Begriffe „darf nicht“ und „muss“ werden als maximal verbindlich interpretiert. Hohe Verbindlichkeiten resultieren nach „soll“ und „sollte“ sowie nach negativen Formulierungen (z. B. „wird nicht empfohlen“). „Soll“ und „sollte“ sind in ihrer Trennschärfe kaum voneinander abgrenzbar, ebenso die untersuchten negativen Formulierungen. Formulierungen mit „wird empfohlen“, „kann empfohlen werden“ oder andere „kann“-Begriffe werden mit einer geringen bis mittleren Verbindlichkeit wahrgenommen. Generell schwankt die empfundene Verbindlichkeit bei Formulierungen im Bereich geringer und mittlerer Verbindlichkeit besonders stark. Die wahrgenommene Verbindlichkeit von „soll“ und „sollte“ wird stark durch die nachfolgenden Verben beeinflusst, sodass eine Empfehlung mit „soll“ als starke Empfehlung kann in verschiedenen Kombinationen mit geringer Verbindlichkeit oder unklarer Konsequenz formuliert werden. Wir konnten Hinweise finden, dass Empfehlungsstärken nicht so wahrgenommen werden, wie von Leitlinienautoren beabsichtigt. Eine Standardisierung von Begriffen, auch für kombinierte Verben, sollte angestrebt werden und dieser Aspekt im Konsensusprozess thematisiert werden. Möglicherweise ist für die Graduierung positiver Empfehlungen die Verwendung von nur zwei Empfehlungsstärken sinnvoll, für Negativempfehlungen könnte eine einzige ausreichen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The Importance of Wording in Guidelines Recommendations – A German Evaluation –. Guidelines International Network. G-I-N Conference 2012. Berlin, 22.-25.08.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocP074
    Sporbeck B, Rosumeck S, Pathirana D, Erdmann R, Nast, A
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.3205/12gin186)
 
 

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