Angst und dynamische Anpassungen der kognitiven Reizverarbeitung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Ziel des Forschungsprojektes war es, Zusammenhänge zwischen Angst als Persönlichkeitseigenschaft und akutem emotionalen Zustand auf der einen Seite und verschiedenen Aspekten der neurokognitiven Verarbeitung auf der anderen Seite zu untersuchen. Dabei sollten insbesondere dynamische Veränderungen in der Reizverarbeitung mittels experimentalpsychologischer und elektrokortikaler Methoden (Elektroenzephalogramm; EEG) und Maße betrachtet werden. In der ersten Förderperiode wurden vor allem Prozesse der selektiven Verarbeitung emotional-negativer Gesichtsreize sowie kognitiver Kontrollprozesse untersucht. Die Befunde zeigen zum einen, dass unabhängig von der Zustands- und Eigenschaftsangst der Person wütende verglichen mit neutralen Gesichtern verstärkt verarbeitet werden und dass dabei die spezifische Reizabfolge auf verschiedenen Verarbeitungsstufen unterschiedlich stark wirkt. Des Weiteren liefern die Ergebnisse wichtige Erkenntnisse zur Interaktion zwischen Personenund Situationsparametern im Hinblick auf neuronale Mechanismen kognitiver Kontrolle. So fanden wir einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen selbstberichteter Ängstlichkeit und der Stärke eines spezifischen Alarmsignals (Frontomediale Theta Aktivität) des posterioren medialen präfrontal Kortex, allerdings nur bei Frauen und nur wenn diese eine soziale Bedrohung antizipierten. Dies weist darauf hin, dass die Zusammenhänge zwischen dispositionaler Angst und höheren kognitiven Funktionen nicht statisch sind, sondern geschlechtsspezifisch von der Bedrohlichkeit der jeweiligen Situation abhängen. Somit liefern die Befunde aus der ersten Förderperiode wichtige Implikationen für die Gestaltung zukünftiger empirischer Untersuchungen zu den kognitiven Korrelaten von Angst. In der zweiten Förderperiode untersuchten wir, inwiefern potentielle Assoziationen zwischen Angst, emotionaler Gesichtsverarbeitung und kognitiver Kontrolle durch das Ausmaß der gegenwärtigen kognitiven Auslastung der Person beeinflusst werden. Die Datenerhebung und –auswertung ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes noch nicht abgeschlossen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012). Feedback-related potentials are sensitive to sequential order of decision outcomes in a gambling task. Psychophysiology, 49, 1579-1589
Osinsky, R., Mussel, P., & Hewig, J.
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(May/June, 2013). Sequenzbedingte Variationen während der Verarbeitung neutraler und ärgerlicher Gesichter: Eine EEG Studie. „Psychogie und Gehirn“ meeting. Würzburg, Germany
Karl, C., Hewig, J., & Osinsky, R.
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(October, 2013). Sequence dependent variations of cognitive processing of neutral and angry faces: An EEG study. Annual meeting of the Society of Psychophysiological Research, Florence, Italy
Karl, C. & Osinsky, R.
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(June, 2014). Angst und das Unerwartete: Wie sich Erwartungsdiskrepanzen in Abhängigkeit von Ängstlichkeit auf die neurokognitive Verarbeitung auswirken. „Psychogie und Gehirn“ meeting. Lübeck, Germany
Karl, C., Hewig, J., & Osinsky, R.
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(June, 2015). Differentielle Effekte in ERPs für bedrohliche Gesichtsreize. „Psychologie und Gehirn“ meeting, Frankfurt, Germany
Karl, C., Hewig, J., Osinsky, R.
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(June, 2015). Dispositionale Angst und frühe neuronale Mechanismen der Handlungsüberwachung. „Psychologie und Gehirn“ meeting, Frankfurt, Germany
Osinsky, R., Karl, C., & Hewig, J.
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(2016). Dispositional Anxiety and Frontal-midline Theta: On the Modulatory Influence of Sex and Situational Threat. Journal of Personality
Osinsky, R., Karl, C., Hewig, J.
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(2016). Passing faces: sequence-dependent variations in the perceptual processing of emotional faces. Social Neuroscience, 11(5), 531-544
Karl, C., Hewig, J., & Osinsky, R.