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Eheprozesse vor dem Freisinger Offizialatsgericht im späten Mittelalter

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213414756
 
Trotz des lebhaften Interesses der internationalen Forschung an den Ehefällen, die vor den geistlichen Gerichten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit verhandelt wurden, ist das Gericht der Diözese Freising fast unbeachtet geblieben. Die Freisinger Offizialatsbücher umspannen mehr als 60 Jahre des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts, ragen aber nicht allein im deutschen Sprachraum als umfangreichster Bestand geistlicher Gerichtsakten, sondern auch im europäischen Vergleich durch ihre beispiellose Informationsfülle hervor. Durch die Überlieferung von Prozessschriftgut, Protokollen von Zeugenvernehmungen und original beigelegtem Beweismaterial, wie Liebesbriefen oder medizinischen Gutachten, gewähren sie einen einzigartigen Einblick in die gerichtlichen Abläufe und vermitteln plastische Informationen zu Mentalität und Lebenswelt am Ende des Mittelalters, insbesondere zum Verhältnis der Geschlechter. Gemäß dem Antrag sollte das Projekt in drei Jahren den Bestand von 1424/1462 bis 1526 nach personen- und prozessbezogenen Kriterien mittels einer Arbeitsdatenbank erfassen, doch machten arbeitsökonomische Gründe eine Eingrenzung auf den Zeitraum bis 1500 und andere Modifikationen nötig. Vor allem stellte sich heraus, dass das Freisinger Material im Hinblick auf Ehefälle noch weitaus reichhaltiger ist, als nach der Literatur und eigenen Stichproben angenommen werden konnte. Die beantragte Verlängerung soll zum Abschluss der Arbeiten und zur Erfüllung der ursprünglichen Projektziele in einer aufgrund der gewonnenen Erfahrungen modifizierten Form führen. Um die Ergebnisse sichern und den Bestand insgesamt für weiterführende Forschungen zugänglich zu machen, sollen die Gerichtsbücher der Jahre 1501 bis 1526 (14 Bände) bearbeitet und die aufbereiteten Informationen in die Arbeitsdatenbank integriert werden; eine Verschlagwortung der einzelnen Prozessschritte soll ein Inhaltsregister aller Matrimonialprozesse von 1424/1462 bis 1526 für eine leichte Suche (insbesondere kulturgeschichtlich) relevanter Textstellen liefern; Kurzzusammenfassungen der Matrimonialprozesse sollen die Arbeit mit dem paläographisch und philologisch sehr anspruchsvollen Quellenmaterial erleichtern; eine qualitativ gewichtete Auswahl rechts-, sozial- und kulturgeschichtlich herausragender Gerichtsfälle soll durch Regesten aufbereitet werden. Zwei in Bearbeitung befindliche Monographien, die die Freisinger Gerichtsbücher nach rechts- sowie sozialgeschichtlichen Fragestellungen auswerten, sollen fertiggestellt, die Arbeitsdatenbank soll für eine Online-Stellung aufbereitet und in den Internetauftritt der beiden Archive, in denen die Quellen lagern und die die langfristige Pflege der Daten sichern, integriert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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