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Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch ältere Menschen in Deutschland

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 214418620
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem DFG-Projekt „Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch ältere Menschen in Deutschland“ wird das Entscheidungsverhalten im Krankheitsfall analysiert. Hierzu wurde eine für die 40-75jährigen deutschsprachigen Menschen in Deutschland repräsentative dual-frame Telefonstichprobe gezogen. Über einen für diese Studie eigens entwickelten Frageboten wurden in 3.000 Interviews der Einfluss sozialer Netzwerke, der Verfügbarkeit von Gesundheitsleistungen, von Gesundheitskompetenzen und zahlreicher weiterer Einflussfaktoren wie Bildung, Alter, Geschlecht und Schweregrad der Erkrankung auf das Entscheidungsverhalten bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen erhoben. Erfasst ist das Verhalten bei drei unterschiedlichen Symptomen: bei Rückenschmerzen, Verdauungsproblemen und bei Schlafproblemen. Die Daten wurden über eine CATI-Erhebung (Computer Assisted Telephone Interview) erfasst, kombiniert mit einem Gesundheitstagebuch, das über den Zeitraum von 12 Wochen von 1.721 Befragten geführt wurde. Der Datensatz wurde an das GESIS-Datenarchiv für Sozialwissenschaften zur Veröffentlichung übermittelt und ist für wissenschaftliche Zwecke zur Untersuchung des Verhaltens im Krankheitsfall frei zugänglich. In dem Projekt wurde außerdem ein Beitrag zur Weiterentwicklung theoretischer Modelle zur Analyse des Krankheits- und Gesundheitsverhaltens geleistet. Es wird gezeigt, für welche wissenschaftlichen Fragestellungen die jeweils in der Medizinsoziologie und Gesundheitspsychologie entwickelten Modelle besonders geeignet sind. Unsere ersten Auswertungen des Datensatzes zum Entscheidungsverhalten im Krankheitsfall zeigen, dass sowohl die allgemeine als auch die symptomspezifische Inanspruchnahme weniger durch sozioökonomische Faktoren als vielmehr durch allgemeine und symptomspezifische Bedarfe erklärt werden. In Bezug auf die Inanspruchnahme des Facharztes konnte eindeutig gezeigt werden, dass keine Bildungseffekte vorliegen, so lange für den allgemeinen oder symptombezogenen Bedarf kontrolliert wird. Die im Vergleich zu früheren Studien abweichenden Ergebnisse sind mit genaueren Messmethoden sowie mit unserer Analyse spezifischer Symptome zu erklären. Darüber hinaus wurde das Entscheidungsverhalten im Krankheitsfall über den Verlauf der Beschwerden und die Beschwerdeart verglichen. Wir zeigen, dass Personen mit Schlafstörungen deutlich seltener das Gesundheitssystem für ihre Symptome in Anspruch nehmen als Menschen mit Rücken- oder Verdauungsbeschwerden. Gerade bei einer kurzen Beschwerdedauer und -intensität versuchen die meisten Menschen ihre Beschwerden zunächst selbst über Hausmittel und Lebensstiländerungen in den Griff zu bekommen. Das Krankheitsverhalten der meisten Menschen entspricht daher dem gesundheitspolitischen Ziel einer bedarfsgerechten Versorgung. Allerdings gibt es auch Befragte, die trotz leichter und kurz andauernder Beschwerden Fachärztinnen und Fachärzte aufsuchen sowie einen noch größeren Anteil von Personen, die trotz starker Beeinträchtigungen dem Gesundheitssystem fernbleiben. Mit unseren ersten Analysen der Bedeutung von Gesundheitskompetenzen konnten wir zeigen, dass diejenigen mit hohen Gesundheitskompetenzen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit eines guten Gesundheitszustandes haben. Es zeigt sich jedoch kein signifikant besserer Gesundheitszustand bei chronisch Kranken mit hohen Gesundheitskompetenzen im Vergleich zu denen mit niedrigen Gesundheitskompetenzen. Sobald weiteren Einflussfaktoren auf das Entscheidungsverhalten im Krankheitsfall analysiert werden, wird darüber auf der Seite des GESIS Datenarchivs informiert.

 
 

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