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Grammatik und Pragmatik der "allgemeinfaktischen" Imperfektivleseart im Russischen unter Zugrundelegung der These der Ereignisartenreferenz

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218063491
 
Gegenstand des Forschungsprojekts ist die Verwendung imperfektiver Verbformen im Russischen in jener Lesart, die traditionell als „allgemeinfaktisch“ bezeichnet wird (im Folgenden „AF-Lesart“). Dieser Lesart kommt innerhalb des russischen Aspektsystems eine Schlüsselbedeutung zu. Denn obwohl intensiv beforscht, gibt sie aus theoretischer Sicht nach wie vor Rätsel auf. Allgemein ausgedrückt besteht das „perennial problem“ (Klein 1995) darin, dass sich die AF-Lesart theoretischen Verallgemeinerungen zur Imperfektivkategorie, die ansonsten gut begründet scheinen, widersetzt, ihnen gar widerspricht.Das beantragte Projekt verfolgt drei Ziele, denen in drei Projektphasen nachgegangen werden soll: Erstens sollen die Kontextbedingungen der AF-Lesart ausgelotet werden. Was sind die Voraussetzungen, damit eine imperfektive Verbform die AF-Lesart aktualisieren kann? Zweitens geht es darum, das Verhältnis dieser Imperfektivverwendungen zu scheinbar synonymen Perfektivverwendungen (sog. Aspektkonkurrenz) zu bestimmen. Worin besteht der semantische und ggf. pragmatische Unterschied? Drittens soll das Verhältnis der AF-Lesart zu anderen Imperfektivlesarten geklärt werden, insbesondere zu der (traditionell als kanonisch aufgefassten) Progressivlesart. Warum werden sie morphologisch auf dieselbe Weise kodiert?Die Innovation des Projekts besteht darin, dass Antworten auf diese Fragen ausgehend von der Hypothese gesucht werden sollen, wonach die Besonderheit der AF-Lesart in der referentiellen Bezugnahme auf den durch das Verb (bzw. die VP) bezeichneten Ereignistyp besteht.1 Mit dieser Idee wird der Tatsache Rechnung getragen, dass AF-Lesarten nur möglich sind, wenn bestimmte konzeptuelle Voraussetzungen erfüllt sind: die durch die VP gelieferte Ereignisbeschreibung muss im geteilten Hintergrundwissen von Sprecher und Hörer vorab etabliert sein. Die besondere Bedeutung des Forschungsprojekts besteht darin, dass es diese bis dato selten thematisierte und unverstandene Eigenschaft von AF in den Mittelpunkt stellt.Es ist zu konstatieren, dass keine (sic!) der existierenden Theorien über AF diese Eigenschaft erklärt, wenn sie überhaupt Berücksichtigung findet.Mit dem Rekurs auf Ereignistypen greift das Projekt aktuelle Entwicklungen der formalen Semantik auf. Es integriert sich in eine junge Forschungsinitiative, die den Nachweis zu bringen versucht, dass die Annahme einer ontologischen Kategorie Ereignistyp für eine beschreibungs- und erklärungsadäquate Bestimmung bestimmter sprachlicher Datenmuster zweckmäßig ist. Unter dieser Prämisse muss die Ereignissemantik differenziert werden: zu unterscheiden ist zwischen „normalen“ Davidsonschen Ereignissen (=Ereignistoken) und Ereignistypen. Das Projekt hat den Anspruch, die russischen Daten einer Analyse zu unterziehen, die formalsemantischen Standards entspricht, dadurch überprüfbar und vergleichbar wird und dazu beiträgt, die russische Aspektforschung mit dem aktuellen Stand der linguistischen Theoriebildung zu vereinen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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