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Grammatik und Pragmatik der "allgemeinfaktischen" Imperfektivleseart im Russischen unter Zugrundelegung der These der Ereignisartenreferenz

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218063491
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt addressierte die folgenden drei Forschungsfragen: F1 Was sind die Bedingungen, die die Verwendung einer imperfektiven Verbform in allgemeinfaktischer Lesart an den Kontext stellt? F2 Worin besteht der Bedeutungsunterschied zwischen der Verwendung einer imperfektiven Verbform in allgemeinfaktischer Lesart und einer perfektiven Verbform (so sich doch beide durch Resultativität auszeichnen)? F3 Wie ist erklärbar, dass die allgemeinfaktische Lesart in dieselbe morphologische Kategorie fällt wie die (nicht-resultative) Progressiv-Lesart? Diese Fragen wurden wie folgt beantwortet: A1 Ein allgemeinfaktischer Imperfektivsatz kann nur dann erfolgreich geäußert werden, wenn es eine Regel im Hintergrundwissen der Gesprächspartner gibt, die mit dem durch den Satz denotierten Ereignis kongruiert. Dabei „kongruiert" eine Regel mit einem Ereignis, wenn die Art des denotierten Ereignisses mit der Ereignisart im Antezendens des Konditionalsatzes der Regel identisch ist. A2 Bei der Wahl einer perfektiven Verbform wird die Aufmerksamkeit der Adressatin/des Adressaten auf die kausalen Konsequenzen des vollendeten Ereignistokens gelenkt. Bei der Wahl einer imperfektiven Verbform in allgemeinfaktischer Lesart wird die Aufmerksamkeit auf die logischen Konsequenzen gelenkt, die eine Realisierung der betreffenden Ereignisart impliziert. A3 Dadurch, dass der Perfektiv-Operator im Russischen semantisch Zielzustandsgültigkeit signalisiert (die Assertionszeit muss enden, wenn der Zielzustand in Kraft ist), läuft seine Anwendung der allgemeinfaktischen Interpretation ebenso zuwider wie der progressiven und der habituellen Interpretation. Dadurch dass der Imperfektiv-Operator nicht mehr zum Ausdruck bringt, als dass die Assertionszeit mit der Ereigniszeit in irgendeiner Weise überlappt, ist seine Anwendung mit der allgemeinfaktischen ebenso wie mit der progressiven und der habituellen Interpretation kompatibel.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2013. Why kratnost' ? On Russian Factual Imperfectives. In: Uwe Junghanns et al. (eds.): Formal Description of Slavic Languages: The 9th Conference. Proceedings of FDSL 9, Göttingen 2011. Frankfurt a.M.: Peter Lang, 191-210
    Olav Mueller-Reichau
  • O roli scenariev pri obščefaktičeskoj interpretacii nesoveršennogo vida. Scando-Slavica 60 (2014), 425-436
    Olav Mueller-Reichau
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/00806765.2014.984475)
  • 2015. Event kind formation within the VP: Comparing German adjectival passives and Russian factual imperfectives". In: Gerhild Zybatow et al. (eds.), Slavic Grammar from a Formal Perspective. The 10th Anniversary FDSL Conference, Leipzig 2013. Frankfurt am Main: Peter Lang. (mit Berit Gehrke, CNRS/Paris Diderot), 367-382
    Olav Mueller-Reichau
  • 2015. Remarks on the non-use of the Perfective aspect in Russian. In: Gerhild Zybatow et al. (eds.), Slavic Grammar from a Formal Perspective. The 10th Anniversary FDSL Conference, Leipzig 2013. Frankfurt am Main: Peter Lang, 353-366
    Olav Mueller-Reichau
  • 2015. Pseudo-incorporation in Russian? Aspectual competition and bare singular interpretation". In: Syntax and Semantics 40: Olga Borik & Berit Gehrke (eds.), The Syntax and Semantics of Pseudo-Incorporation. Leiden: Brill, 262-295
    Olav Mueller-Reichau
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1163/9789004291089_010)
  • 2016. Normalitätseffekte in Existenzsätzen des Russischen. In: Franz d’Avis & Horst Lohnstein (Hgg.), Normalität in der Sprache. Sonderheft Linguistische Berichte. Hamburg: Helmut Buske. 133-150
    Olav Mueller-Reichau
  • 2018. General-factual perfectives: On an asymmetry in aspect choice between western and eastern Slavic languages. Denisa Lenertová, Roland Meyer, Radek Šimík & Luka Szucsich (eds.), Advances in formal Slavic linguistics 2016. Berlin: Language Science
    Olav Mueller-Reichau
  • 2018. Script knowledge and the felicity of phase particles in German adjectival passives. Journal of Semantics 35/4, 585-637
    Olav Mueller-Reichau, Matthias Irmer
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/jos/ffy008)
  • 2018. Two kinds of VERUM distinguished by aspect choice in Russian. In: Christine Dimroth & Stefan Sudhoff (eds.). The Grammatical Realization of Polarity Contrast: Theoretical, empirical, and typological approaches. Amsterdam: John Benjamins, 203-226
    Olav Mueller-Reichau
  • Das Rätsel allgemeinfaktischer Interpretationen im Aspektsystem des Russischen. Slavistische Beiträge 510. Wiesbaden: Harrassowitz
    Olav Mueller-Reichau
 
 

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