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Das zarathustrische Schriftgut aus dem Moghulreich: Die Âzar Kaiwâniyân und ihre Lehren

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 221603713
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt "Das zarathustrische Schriftgut aus dem Moghulreich: Die Āḏar Kaiwāniyān und ihre Lehre" hat zwei Schriften der Āḏar Kaiwāniyān, einer speziellen Ausrichtung innerhalb der Zarathustrier, die insbesondere im Indien des 16.-17. Jh eine Rolle gespielt hat, untersucht. Dabei handelt es sich um den "Dasātīr-e Āsemānī" und den "Ǧām-e Kaiḫosrou". Der "Dasātīr-e Asemānī" ist teilweise in einer Geheimsprache geschrieben, die im Rahmen des Projekts untersucht und entschlüsselt wurde. Ein zentrales Ergebnis des Projekts besteht darin, Unterschiede innerhalb der Geheimsprache der einzelnen Bücher, aus denen der "Dasātīr" besteht, festgestellt zu haben. Nur das erste Buch weist eine konsistente Verwendung von Wortschatz und Grammatik der Geheimsprache auf, während die Sprache in den anderen Büchern abweicht. Hieraus lässt sich folgern, dass der "Dasātīr" nicht aus einer Feder stammt, sondern ursprünglich nur aus dem ersten Buch bestand, während die übrigen Bücher später ergänzt wurden. Diese Folgerung wird durch eine inhaltliche Analyse bestätigt: auch zentrale religiöse Themen, wie beispielsweise die Gottesvorstellung, weisen innerhalb der einzelnen Bücher des "Dasātīr" Unterschiede auf. Für die Frage, wie die Lehre der Āḏar Kaiwāniyān ursprünglich aussah, und wie sie sich dann weiterentwickelt hat, ist diese Erkenntnis sehr wichtig. Ein zweites wichtiges Ergebnis besteht in der Ermittlung der Quellen und Vorlagen, auf denen die Schriften der Āḏar Kaiwāniyān beruhen. Wurde zuvor bereits auf den starken Einfluss der Illuminationsphilosophie von Suhrawardī hingewiesen, so ist es im Rahmen des Projekts gelungen, im Detail die Vorlagen festzustellen und auch Parallelen zu zwei bisher unveröffentlichten Schriften Suhrawardīs aufzuzeigen. Daneben haben sich weitere Vorlagen ermitteln lassen; so hat sich erwiesen, dass eines der Bücher des "Dasātīr" eine Übersetzung aus den beiden Büchern "Ḥayāt an-nufūs" von Rīzī und "Šarḥ Ḥikmat al-išrāq" von Quṭb ad-Dīn Šīrāzī darstellt. In der Untersuchung des "Ǧām-e Kaiḫosrou" stand ebenfalls die Ermittlung der Vorlagen im Vordergrund. Auch hier wiederum lässt sich ein starker Einfluss der Illuminationsphilosophie feststellen, hinzu kommt jedoch eine weitere Quelle, nämlich Apollonius von Tyana, aus dessen Werken sich insbesondere seine Lehre zu den Planeten um ihrem Charakter als relevant erwiesen hat. Insgesamt gesehen lässt sich durch die Untersuchung der genannten beiden Schriften der Āḏar Kaiwāniyān die Lehre dieser Gruppe sowie ihre Entwicklung besser als bisher fassen. Die von ihnen verwendete Geheimsprache ist vollständig entschlüsselt und ihr Wortschatz aufgezeichnet. Auch hat sich zeigen lassen, dass die Schriften der Āḏar Kaiwāniyān nicht einheitlich sind, sondern sogar innerhalb desselben Buchs unterschiedliche Autoren angenommen werden müssen, und sich somit unter dem Oberbegriff "Āḏar Kaiwāniyān" gar nicht eine einheitliche Lehre findet, sondern ein Konglomerat an Vorstellungen, das sich relativ schnell entwickelt hat und zur Ausbildung verschiedene Tendenzen geführt hat.

 
 

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