Die kognitive Kontrolle des Langzeitgedächtnisses im Reality Monitoring
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Erinnern vormaliger Ereignisse wird durch kognitive Kontrollprozesse gesteuert, die gewährleisten, dass abgerufene Erinnerungen mit den aktuellen Aufgabenzielen übereinstimmen. Abruforientierungen sind intentional und strategisch einsetzbare Kontrollprozesse, die es ermöglichen,ganz gezielt einzelne Gedächtnisinhalte zu erinnern und andere auszublenden. Wir haben durch unsere Studien gezeigt, dass die Korrelate der Abruforientierung in Abhängigkeit von der abzurufenden Information variieren, und Hinweise gefunden, dass beim Abruf gesprochener Information der auditorische Kortex beteiligt ist. Weiter zeigen unsere Studien, dass das Einnehmen einer Abruforientierung sowohl den unmittelbaren wie auch den späteren Gedächtnisabruf begünstigt. Unter erschwerten Abrufbedingungen scheint die Abruforientierung hingegen weniger zum Tragen zu kommen als zuvor angenommen. Der Abruf von Nontarget-Information, als zweite Form des strategischen Abrufs, wird, wie in der Vergangenheit postuliert, eher unter schwierigen Abrufbedingungen aktiviert.Allerdings spielt die Zugänglichkeit dieser Information hierbei ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Nontarget-Information wird beispielsweise auch dann abgerufen, wenn diese sehr leicht verfügbar ist, ungeachtet, ob die Target-Information ebenfalls leicht verfügbar ist. Die Verwendung von Nontarget-Information erfolgt hingegen nur eingeschränkt, wenn diese nur schwer zugänglich ist. Die Zugänglichkeit von Gedächtnisinhalten und Abrufleistung können durch Üben des aktiven Abrufs in Form von Testung effektiv verbessert werden. Dahingegen sind die Effekte von transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS), wie für Aufmerksamkeitsleistungen gezeigt, eher schwach ausgeprägt und nicht notwendigerweise sicher prädizierbar. Die Nutzung der tDCS zum CognitiveEnhancementist somit aktuell noch als experimentelles Verfahren anzusehen. Viele der berichteten Studienbefunde konnten in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht werden und erfreuen sich einer gewissen Popularität in wissenschaftlichen Kreisen: So hatte eine Arbeit von Gao et al. innerhalb kurzer Zeit fast 100 sogenannter `Reads‘ auf ResearchGate (www.researchgate.net).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013). Strategic retrieval and retrieval orientation in reality monitoring studied by event-related potentials.Neuropsychologia, 51-3, 557-571
Rosburg T, Johansson M, & Mecklinger A
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(2014). Retrieving self-vocalized information: An event-related potential (ERP) study on the effect of retrieval orientation. Brain & Cognition 92: 123-132
Rosburg T, Johansson M, Sprondel V, Mecklinger A
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(2015). Short-term effects of repeated retrieval: An event-related potential (ERP) study on the testing effect. Cognitive, Affective, and Behavioral Neuroscience 15: 195-210
Rosburg T, Johansson M, Weigl M, Mecklinger A
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(2016). Reconstructing the past: The Late Posterior Negativity (LPN) in episodic memory studies.Neuroscience &Biobehavioral Research 68: 621-638
Mecklinger A, Rosburg T, Johansson M
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(2016). The effects of ketamine on the mismatch negativity (MMN) in humans – a meta-analysis. Clinical Neurophysiology 127 (2): 1387-1394
Rosburg T, Kreitschmann-Andermahr I
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(2016). The response decrease of auditory evoked potentials by repeated stimulation – Is there evidence for an interplay between habituation and sensitization? Clinical Neurophysiology 127(1): 397-408
Rosburg T, Sörös P
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(2016). Transcranial direct current stimulation over the left dorsolateral prefrontal cortex modulates auditory mismatch negativity. Clinical Neurophysiology 127 (5): 2263-72
Weigl M, Mecklinger A, Rosburg T
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The costs of target prioritization and the external requirements for using a recall-to-reject strategy in memory exclusion tasks - a meta-analysis. Psychonomic Bulletin & Review, 2017 Dec;24(6):1844-1855
Rosburg T, Mecklinger A