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Mobile Gewalt - Krieger- und Söldnerverbände in gewaltoffenen Räumen im östlichen Europa in der Frühen Neuzeit: Beutepraktiken, Zusammenhalt und Auflösung
Antragsteller
Professor Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 71062747
In der zweiten Förderperiode liegt der Schwerpunkt auf frühneuzeitlichen mobilen Gewaltgemeinschaften, „fremder Gewalt“ und den Ursachen des Zusammenbruchs und der Auflösung von Gewaltgemeinschaften. Da sich in der ersten Förderperiode insbesondere die Bedeutung von Mobilität für die Gewaltpraxis herausgestellt hat – Gewalt wird häufig fern vom Wohnort ausgeübt, ausgeschlossen werden so dauerhafte face-to-face-Beziehungen zwischen „Tätern“ und „Opfern“ – soll dieser Aspekt systematisch ins Zentrum gerückt werden.Ausgewählt für die Untersuchung wurden zwei besonders mobile Gewaltgruppen: zunächst die sogenannten „Lisowczycy“, ein Verband polnisch-litauischer Freireiter, die 1615 bis 1623 in dem im Kontext der Wirren der Smuta besetzten Moskauer Reich als polnisch-litauische irreguläre Kleinkriegstruppen entstanden und seit 1618 auf kaiserlicher Seite in den Dreißigjährigen Krieg eingriffen. Sie besaßen in der Epoche einen außergewöhnlich großen Aktionsradius (von Moskau bis Lothringen). Sodann geht es um eine Gruppe der Tataren, die Nogaier Tataren, die im Verband der Krim-Tataren als besonders gewaltbereit galten und Beutezüge vom nördlichen Schwarzmeergebiet bis an die Weichsel unternahmen. Bei den Tataren spielten die Trennung von Wohn- und Beutegebieten und eine hohe Mobilität eine zentrale Rolle.Beide Gruppen scheiterten in den 1620/1630er Jahren („Lisowczycy“) bzw. bestanden nur in verminderter Bedeutung fort (die zu den Nogaier Tataren zählende Budžak-Horde nach dem Tod ihres Anführers Kantemir 1638). Hier sollen Ursachen für den Zerfall untersucht werden. Eine Hypothese ist, dass beide Gruppen vor allem daran scheiterten, dass sie auch in ihren Rückzugsräumen und Winterquartieren erhebliche Plünderungen und Wegnahmen durchführten und so die Zivilbevölkerung und Schutzmächte (Polen-Litauen bzw. Krim-Tataren und Osmanisches Reich) gegen sich aufbrachten.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 1101:
Gewaltgemeinschaften