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FOR 1101: Gewaltgemeinschaften
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung
Förderung von 2009 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 71062747
Untersuchungsgegenstand sind soziale Gruppen oder Netzwerke, die sich innerhalb ihrer sozialen und politischen Umwelt durch Gewalt stabilisieren - diese werden im Rahmen der Forschergruppe als "Gewaltgemeinschaften aufgefasst. Sie fokussiert demnach nicht die Gewalt, die von Instanzen ausgeht, die eindeutig als "herrschaftlich, "obrigkeitlich bzw. "staatlich zu klassifizieren sind, sondern vielmehr Gewalt, die für das Selbstverständnis und die Reproduktion sozialer Gruppen konstitutiv ist. Unter Gewalt wird vor allem physische Gewalt verstanden, und zwar sowohl tatsächlich ausgeübte als auch lediglich angedrohte. Dabei handelt es sich, so eine These der Forschergruppe, nicht oder jedenfalls nicht allein um unkontrollierte Ausbrüche amorpher Gewalt; vielmehr folgt der Einsatz von Gewalt einer spezifischen Regelhaftigkeit, die nicht bloß die Akteure selbst bindet, sondern auch den Gruppen, von denen die Gewalt jeweils ausgeht, einen bestimmten Platz innerhalb (oder außerhalb) des gesellschaftlichen Gesamtgefüges zuweist. Die Forschergruppe untersucht das Thema aus historischer Perspektive diachron und regional vergleichend an konkreten Beispielen. Das Spektrum reicht von der Alten Geschichte über die Mittelalterliche und Frühneuzeitliche Geschichte bis zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; regionale Schwerpunkte sind West-, Mittel- und Osteuropa sowie Südwest- und Ostafrika. Gefragt wird erstens nach der Struktur der Gewalt ausübenden bzw. sich durch Gewalt definierenden Gruppen und nach ihrer Funktionsweise. Zweitens geht es um die Frage der Funktion, Motivation und Legitimation von Gewalt. Drittens werden die Selbstdarstellung von und Fremdsichten auf Gewaltgemeinschaften analysiert. Der historisch-politische Kontext, in dem Gewaltgemeinschaften agieren, soll ebenfalls einbezogen werden. Intensiver betrachtet werden schließlich auch die Grenzen und die Bewältigung von Gewalt und Gewaltausübung in Gruppen. Der Ansatz der Forschergruppe verbindet somit mikro- und makrohistorische Perspektiven, zugleich verschränkt er phänomenologische und ätiologische Zugänge.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Projekte
- Die imaginierte Gewaltgemeinschaft. Verletzungsoffenheit und politisches Handeln der hratin (Mauretanien) (Antragsteller Speitkamp, Winfried ; von Trotha, Trutz )
- Edle Räuber, aufrührerisches Pack und arme Opfer. Literarische Strategien der Wertung und Rechtfertigung von Gewaltgemeinschaften in Mittelalter und Früher Neuzeit (Antragstellerin Dietl, Cora )
- Fehdegesellschaftliche Strukturen und Gewaltgemeinschaften in Polen-Litauen im 16. und 17. Jahrhundert (Antragsteller Bömelburg, Hans-Jürgen )
- Fremde Gewalt - Grenzkriegergruppen im Binnenraum des europäischen Kriegstheaters im 17. und 18. Jahrhundert (Antragsteller Carl, Horst )
- Gewaltgemeinschaft, Krieg und politische Herrschaft. Ein Vergleich von Gewaltgemeinschaften und Häuptlingtum der Nama-Oorlam und Herero (Antragstellerin Hardung, Christine )
- Gewaltgemeinschaften (Antragsteller Speitkamp, Winfried )
- Gewaltgemeinschaften im westlichen Balkanraum im 17. und 18. Jahrhundert (Antragsteller Koller, Markus )
- Gewaltgemeinschaften in west- und ostafrikanischen Übergangsgesellschaften des 19. Jahrhunderts (Antragsteller Speitkamp, Winfried )
- Gotische Kriegergruppen im spätrömischen Reich (Antragsteller Wiemer, Hans-Ulrich )
- Kosakische Gewaltgemeinschaften in der polnisch-litauischen frontier-Zone zwischen 1590 und 1648 (Antragsteller Bömelburg, Hans-Jürgen )
- Leopardenmänner. Ein translokales Gewaltphänomen in der kolonialen Phase Afrikas (Antragsteller Speitkamp, Winfried )
- Lohn der Gewalt - Gewaltlogiken in frühneuzeitlichen Söldnerverbänden (Antragsteller Carl, Horst )
- Mobile Gewalt - Krieger- und Söldnerverbände in gewaltoffenen Räumen im östlichen Europa in der Frühen Neuzeit: Beutepraktiken, Zusammenhalt und Auflösung (Antragsteller Bömelburg, Hans-Jürgen )
- Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa (1918-1944) - Selbstbild, Gewaltpraxis, soziale Dynamik am Beispiel des "Eisernen Wolfes" in Litauen (Antragsteller Haslinger, Peter )
- Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit (Antragsteller Haslinger, Peter )
- Raub, Rache und "Fehde" im spätmittelalterlichen England (Antragstellerin Reinle, Christine )
- Städtische Gewaltgemeinschaften der europäischen Zwischenkriegszeit: Barcelona und Belfast, Wien und Berlin (Antragsteller Lenger, Friedrich )
- Städtische Gewaltgemeinschaften der europäischen Zwischenkriegszeit: Belfast (Antragsteller Lenger, Friedrich )
- Vom höfischen Ritter zur Gewaltgemeinschaft. Wie beeinflusst die Gemeinschaft das Gewaltverhalten literarischer Figuren? (Antragstellerin Dietl, Cora )
Sprecher
Professor Dr. Winfried Speitkamp
stellvertr. Sprecherin
Professorin Dr. Christine Reinle