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'Ich muss das tun' - Selbstzuschreibungen praktischer Notwendigkeit und das darin implizierte Selbstverständnis

Antragstellerin Dr. Katharina Bauer
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 222448589
 
Beantragt wird eine Fortsetzung des DFG-Projekts "Ich muss das tun. Selbstzuschreibungen praktischer Notwendigkeit", das auf eine Systematisierung und kritische Überprüfung verschiedener Bedeutungsebenen des Terminus "praktische Notwendigkeit" abzielt. In der aktuellen philosophischen Forschung hat dieser Terminus u.a. in Debatten über Willensfreiheit, Autonomie oder den Geltungsanspruch persönlicher Gründe sowie über die Selbstkonstituierung von Personen eine zentrale Bedeutung, er wird jedoch oft undifferenziert gebraucht. Über die Klärung der Begrifflichkeiten hinaus wird freigelegt, welche Formen des Selbstverständnisses in der Aussage "Ich muss das tun" impliziert sind. Erfolgt ist eine Zuspitzung auf den Kontrast zwischen einer universal-normativen Notwendigkeit nach dem Muster "Ich muss das tun, weil es getan werden muss" und einer individuell-persönlichen Notwendigkeit nach dem Muster "Ich muss das tun, weil ich ich bin". Die Konsequenzen der Integration der jeweiligen Argumentationsmuster in das individuelle Selbstverständnis von Personen werden unterschieden und kritisch gegenübergestellt. Als Grundlage ist eine differenzierte Untersuchung der Terminologie der Notwendigkeit in Kants praktischer Philosophie erforderlich geworden. Durch die Berücksichtigung der Gutachten zum Erstantrag und durch Vorträge und Diskussionen haben sich neue Fokussierungen ergeben, die wichtige weiterführende Forschungsergebnisse versprechen: 1. Im Erstantrag wurde der Bezug der Thematik zur personalen Integrität hervorgehoben. Erfolgt ist eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den in den Typen praktischer Notwendigkeit implizierten Vorstellungen von Autonomie (dem zweiten Gutachten folgend) und Authentizität. Präziser zu untersuchen ist darüber hinaus, wie die Spannung zwischen den Bedürfnissen, selbstbestimmt und authentisch zu leben und sich von verschiedenen Formen praktischer Notwendigkeit bestimmen zu lassen, in ein kohärentes Selbstverständnis integriert werden kann. 2. Das in der Forschung bisher unscharfe Modell persönlicher Notwendigkeit wurde auf die bei B. Williams angelegte Idee zugespitzt, dass die jeweilige Handlung deshalb unausweichlich ist, weil jede andere Alternative die Forderung implizieren würde, eine andere Person zu werden (vgl. Williams 2000, 168). Anhand welcher Kriterien und aus welcher Perspektive ist die Grenze dieses Anders-Werdens der Person (oder Persönlichkeit) zu bestimmen? 3. Inwieweit kann von einer Person angesichts persönlicher Notwendigkeiten gefordert werden, "ein anderer zu werden", sofern sich ein Konflikt zu dem ergibt, was aus einer universalen moralischen Perspektive notwendig erscheint? Ist eine persönliche Notwendigkeit in besonderem Maße anerkennenswert? Erforderlich wird eine Diskussion der Frage, inwieweit angesichts der Möglichkeit persönlicher Notwendigkeiten eine spezifische Eigenverantwortung für die Selbstkonstituierung, Selbstaufklärung und Selbstrevision von Personen vorauszusetzen ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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