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Die Evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und der Protest gegen die Atomenergie 1970 - 1990

Antragsteller Dr. Michael Schüring
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 224549473
 
Das Forschungsprojekt strebt eine historisch-kritische Analyse der Aktivitäten von Mitarbeitern und Amtsträgern der Evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik im Konflikt um die Atomenergie in den 70er und 80er Jahren an. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums um 1970 zeigte sich in der Bundesrepublik eine wachsende Angst vor Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung. Im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Befürchtungen standen die Energieversorgung und besonders der von Politik und Industrie gemeinsam betriebene Bau von Atomkraftwerken. Zunächst formierte sich lokaler, bald aber auch überregionaler Protest, in den auch die Kirchen hineingezogen wurden. Ob sich Geistliche und kirchliche Mitarbeiter überhaupt in diesen Konflikten engagieren sollten, war Gegenstand intensiver innerkirchlicher Debatten. Die intellektuellen Stichwortgeber in den Evangelischen Akademien und kirchlichen Forschungseinrichtungen bemühten sich um die Vermittlung zwischen den Kontrahenten und förderten eine problembezogene Bildungsarbeit. Innerhalb der Gemeinden entstanden neue Aktionsformen, die sich an den Vorgaben einer zivilisationskritischen Schöpfungstheologie orientierten. Im Konflikt um die Atomenergie lässt sich Wandel des gesellschaftlichen Selbstverständnisses der Evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik aufzeigen, die sich hier in weltanschaulicher, seelsorglicher und politischer Hinsicht vor eine völlig neue Herausforderung gestellt sahen. Erkenntnisleitend ist die Frage, warum die Evangelischen Kirchen in der Diskussion um die Anwendung einer Großtechnologie zur Energieerzeugung eine so zentrale Rolle spielten. Welche historische Entwicklung, welche Standortbestimmung und Selbstwahrnehmung führten zum dem Phänomen umweltpolitischen Engagements innerhalb der Kirchen? Wie hat dieses Engagement die politische Struktur und die Austragungsformen von Konflikten innerhalb der Kirchen beeinflusst? Mittels diskursanalytischer Methoden kann anhand des Problemkomplexes Atomenergie auch die politischen Binnendifferenzierung und Liberalisierung der Evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik nachgezeichnet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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