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Kognitive und emotionale Prozesse der Persuasion durch Narrationen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 224865059
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Geschichten sind in wirksames Mittel zur Änderung von Einstellungen und Überzeugungen, wie viele psychologische und kommunikationswissenschaftliche Studien gezeigt haben. Die persuasive Wirkung von Geschichten wird in einschlägigen Theorien darauf zurückgeführt, dass Geschichten emotional berühren, die Aufmerksamkeit auf die Ereignisse in der Geschichte bündeln und sich die Rezipient(inn)en in die Welt der Geschichte hineinversetzt fühlen (transportation). Die Annahme, dass das "Transportiertsein" in die Geschichte für ihre persuasive Wirkung eine Rolle spielt, wurde in dem vorliegenden Projekt näher untersucht, wobei auch die kognitiven und emotionalen Prozesse, die der Transportation zugrundeliegen, betrachtet werden sollten. In mehreren Experimenten konnte gezeigt werden, dass vor allem die Überzeugungen derjenigen Personen besonders stark beeinflusst wurden, die angeben, sich vergleichsweise tief in die Geschichte hineinversetzt zu haben (hohe Werte in der selbstberichteten Transportation). Dabei wurden unter anderem Effekte auf Überzeugungen über die eigenen Person, also Komponenten des Selbstkonzepts, festgestellt, die im Allgemeinen als schwer veränderbar gelten. Wir konnten außerdem mit Hilfe einer Latent-State-Trait- Analyse zeigen, dass Transportation tatsächlich eine Zustandsvariable ist, die situativ stark variiert, aber auch eine personale (Trait-Komponente) hat. Ein methodischer Beitrag des Projekts besteht darin, dass eine Kurzform der Transportation-Skala entwickelt und auf ihre faktorielle Struktur und Validität hin überprüft wurde. Die Kurzform der Transportation-Skala ist z.B. für wiederholte Messungen oder Online-Studien besser geeignet als die ursprüngliche Langform. Im Hinblick auf die psychologischen Mechanismen, die die verstärkte Überzeugungsänderung unter hoher Transportation hervorrufen können, wurden Experimente zu emotionalen Prozessen durchgeführt (unter anderem physiologische Indikatoren des Arousals und Analysen des Gefühlsausdrucks über die Mimik). Dabei ergab sich unter anderem, dass die Intensität ereigniskongruenter Emotionen mit der Schlüsselszene einer audiovisuell dargebotenen Geschichte die Auswirkungen auf Kontrollüberzeugungen der Rezipient(inn)en mediierte. Kognitive Prozesse wurden mit Hilfe von Blickbewegungsmessungen und mit den epistemischen Stroop-Paradigma untersucht, die passive (automatische) Validierungsprozesse beim Lesen abbilden können. Hier ergaben sich bislang keine Hinweise auf eine Modulation automatischer Validierungsprozesse durch einen Geschichtenkontext. Dieser Mechanismus scheint bei der Persuasion durch Geschichten nach unseren Ergebnissen eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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