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Eine kritische Wirksamkeitsüberprüfung verschiedener Interventionen gegen eskalierendes Commitment

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 226072895
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ursprünglich sollte das Projekt dazu dienen, die spezifische Wirksamkeit verschiedener bereits vermeintlich wirksamer Interventionen gegen eskalierendes Commitment zu testen. Ausgangspunkt des Vorhabens waren daher eine Reihe von Studien, die einen Einfluss der jeweiligen Intervention auf die Reinvestitionsneigung nach anfänglichem negativen Feedback zeigten. Unsere eigenen Studien sollten darauf aufbauend testen, ob die besagten Interventionen zwischen Projekten mit dauerhaft negativer Entwicklung und solchen mit langfristig positiven Aussichten differenzieren können. Wie wir unverhofft feststellen mussten, war die Replizierbarkeit der Originalbefunde jedoch dürftig. Von insgesamt sieben getesteten Interventionen fanden wir – trotz im Vergleich zu den Originalstudien teilweise deutlich größerer Stichproben – nur in zwei Fällen überhaupt Effekte der jeweiligen Intervention. Zwar ist unsere Evidenz bei den meisten Interventionen noch nicht so eindeutig, dass wir ein starkes Urteil über ihre Robustheit fällen könnten und wollten; die hierfür erforderlichen Stichprobengrößen bzw. multiplen Studien konnten wir angesichts begrenzter Mittel nicht überall erreichen (diese Befundlage ist auch ursächlich dafür, dass wir bisher erst ein Publikationsmanuskript aus dem Projekt heraus finalisieren und einreichen konnten). Bezieht man allerdings ein, dass den beiden geglückten Replikationen der Wirksamkeit von Verantwortlichkeitswechsel drei misslungene Versuche vorausgingen, ergibt sich eine Replizierbarkeitsquote von nur 20%. Damit läge die Replizierbarkeit von Interventionen gegen eskalierendes Commitment sogar deutlich unter der des Reproducibility-Projekts. In der Gesamtschau legen unsere Ergebnisse daher nahe, dass es sich bei einem Großteil der als vermeintlich wirksam geltenden Interventionen gegen eskalierendes Commitment um Alpha-Fehler handelt. Dies lässt es aus unserer Sicht dringend geboten erscheinen, die der Literatur berichteten Interventionsstudien zunächst powerstarken Replikationsversuchen zu unterziehen, um dann diejenigen Interventionen zu identifizieren, für die eine Überprüfung der spezifischen Wirksamkeit Sinn ergibt. Aufgrund der geringen Replizierbarkeit fehlte uns für den Großteil der untersuchten Interventionen die Basis für die Beantwortung unserer eigentlichen Fragestellung. Nur in zwei Fällen gelang die Replikation der Originalbefunde. Allerdings zeigte sich hier, dass die Wirkung der beiden Interventionen erstens nur von kurzer Dauer und zweitens unspezifischer Art war. Diese Interventionen führen also dazu, dass Entscheidungsträger bei Projekten mit anfänglichen Problemen punktuell etwas weniger stark reinvestieren. Dies gilt aber sowohl dann, wenn ein solches Verhalten aufgrund dauerhaft schlechter Aussichten des Projekts geboten ist, als auch in Fällen, in denen aufgrund einer positiven Langfristperspektive wieder verstärkte Reinvestitionen wünschenswert wären. Auch hier handelt es sich also nicht um wirklich wirksame Interventionen. Aus Sicht der Praxis sind unsere Ergebnisse ernüchternd. Keine der Interventionen, die wir überprüft haben, kann guten Gewissens als Methode zur Vermeidung (oder zumindest Reduktion) von Verlusteskalationen eingesetzt werden. Gleiches gilt für sämtliche Interventionen, die wir aus Zeit- und Kostengründen nicht testen konnten, da hier sowohl unklar ist, ob die jeweilige Interaktion überhaupt einen robusten Effekt auslöst als auch, ob dieser Effekt spezifischer Art ist. Ein schwacher Trost dürfte hierbei sein, dass die Interventionen, die wir überprüft haben, in der Regel auch keinen Schaden anrichten, wenn man einmal von ihren direkten Kosten absieht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Ein kritischer Test verschiedener Interventionen gegen eskalierendes Commitment. 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Bochum
    Ehrling, C., Schultze, T. & Schulz-Hardt
  • (2015). Von Stuttgart 21, Berlins Flughafen und Sydneys Opernhaus: Ursachen und Gegenmaßnahmen für Geldverschwendung in (öffentlichen) Projekten. Das In-Mind Magazin, 3
    Ehrling, C. & Schultze, T.
  • (2016). A proper test of interventions against escalating commitment: The case of reassignment of responsibility. Annual conference of the International Association for Research in Economic Psychology (IAREP) in Wageningen, NL
    Schulz-Hardt, S. & Schultze, T.
  • (2016). Meditation und der Sunk-Cost-Bias Führt eine Achtsamkeitsintervention wirklich zu besseren wirtschaftlichen Entscheidungen? 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Leipzig
    Ehrling, C., Schultze, T. & Schulz-Hardt
 
 

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