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Philologische Erschließung, historische Kontextualiserung und narratologische Auswertung von Abd as-Sattar b. Qasim Lahuris ca. 1608-11 angefertigten Magalis-i Gahangiri

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 226275396
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt war in seiner Planung auf die Erforschung synkretischer Strömungen am Mogulhof, und in diesem Zusammenhang besonders auf den höfischen orden ausgerichtet. Im Projektverlauf zeigte sich, dass eine rein auf die religiöse Komponente beschränkte Analyse dem Text nicht gerecht würde. Vielmehr bietet er Einblich in mogulische Integrations- und Religionspolitik in der frühen Ǧahāngīrzeit. Diese Politik, so wie sie in den Maǧālis erscheint, ruht auf drei Säulen, die gleichsam die verschiedenen Gruppen unter einer gemeinsamen Dach-Ideologie vereinen. Diese drei Säulen sind: 1. Die Stiftung einer neuen, inklusiven Identifikation als „Diener des Padischahs“: Der allgemeine Religionsfriede (ṣulḥ-i kull), der schon unter Akbar zur tragenden Säule der Religionspolitik geworden war. Damit gewährte die Mogulherrschaft ihren Untertanen Glaubensfreiheit und freie Ausübung ihrer Religion. 2. Die Öffnung des vom Hof propagierten normativen Rahmens für außerislamische Konzepte, wodurch ein gewissermaßen typisch „mogulischer“ Wertekatalog entstand. 1 und 2 münden in der oben beschriebenen Toleranz und Vernunftorientierung als zentralen Handlungsnormen. Über diesen Säulen wird 3. der Herrscher als oberste Instanz repräsentiert, unter deren Ägide jedwede Form religiösen Handelns zu einer Variation der Ideologie des Herrschers wird. Dabei fungiert die Imperiale Ratio, die Vernunft des Herrschers, als oberstes Kriterium der Beurteilung, dem die Inhalte der einzelnen Religionen zwar unterstehen, aber eben als Variationen einer gemeinsamen Sache weiter existieren dürfen. Das behauptete gemeinsame Ziel ist Weltentsagung und Annäherung an Gott nach mystischem Vorbild. Neben der inhaltlichen Erschließung leistete das Projekt einen Beitrag zur Fortentwicklung der Narratologie als Methode in den Islamwissenschaften und im transkulturellen Vergleich.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The Creation of a Saint Emperor: Retracing Narrative Strategies of Mughal Legitimation and Representation in Majālis-i Jahāngīrī by ʿAbd al-Sattār b. Qāsim Lāhōrī (ca. 1608-11). In: Stephan Conermann, Jim Rheingans (Hg.): Narrative Pattern and Genre in Hagiographic Life writing: Comparative Perspectives from Asia to Europe (Narratio Aliena?, 7), Berlin 2014, S. 227-266
    Anna Kollatz
  • Der Kaiser als Kitt der Gesellschaft. Kontingenzbewältigung durch Herrscher-Apotheose in der frühen Regierungszeit Ǧahāngīrs (r. 1605-1627). In: Das Mittelalter 20 (1), 2015, S. 96–114
    Anna Kollatz
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/mial-2015-0007)
  • Kompilation als Wandlungsprozess. Von Maǧālis-i Ǧahāngīrī zum Ǧahāngīrnāma. In: Stephan Conermann (Hg.): Innovation oder Plagiat? Kompilationstechniken in der Vormoderne. (Narratio aliena?, 4), Berlin 2015, S. 75-126
    Anna Kollatz
  • Inspiration und Tradition. Strategien zur Beherrschung von Diversität am Mogulhof und ihre Darstellung in Maǧālis-i Ǧahāngīrī (ca. 1608-11) von ʿAbd al-Sattār b. Qāsim Lāhōrī. (Narratio aliena?, 8), Berlin 2016
    Anna Kollatz
 
 

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