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Archäologische Ausgrabungen auf dem Tell Halaf

Antragstellerin Professorin Dr. Barbara Helwing, seit 6/2020
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 22709751
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Tell Halaf liegt am Ğirğib, einem der Quellflüsse des Ḫābūr, etwa 300 km Luftlinie von Aleppo entfernt im Nordosten der heutigen Syrischen Arabischen Republik. Etwa 3 km östlich des Tells befindet sich die nächstgelegene Stadt Raʾs al-ʿAyn. Unmi elbar nördlich des Siedlungshügels verläuft die Trasse der legendären Bagdad-Bahn, die heute die Grenze zwischen Syrien und der Türkei markiert. Die Morphologie des Geländes lässt die Gliederung der Stadtanlage in eine annähernd rechteckige, sechs ha große und etwa 20 m hohe Zitadelle und eine ebenfalls annähernd rechteckige, ca. 60 ha umfassende Unterstadt erkennen. Der Tell Halaf gehört zu den bekanntesten Ruinenstätten Vorderasiens. In den Jahren 1911 bis 1913 und 1929, hatte Max von Oppenheim bei seinen Grabungen sensationelle Ergebnisse erzielt. Allerdings konnten, wie die Ausgräber um Max von Oppenheim selbst vermerkten, zahlreiche Fragen zur Besiedlungsgeschichte und zur Rolle des Ortes in der kulturhistorischen Entwicklung Nordmesopotamiens nicht geklärt werden. Im Zusammenhang mit den Arbeiten am Tell Halaf- Restaurierungsprojekt des Vorderasiatischen Museums ergaben sich eine Reihe weiterer Fragen, deren Beantwortung neue Feldforschungen sinnvoll erscheinen ließen. Neben den wissenschaftlichen Argumenten gab es eine ganz praktische Veranlassung, unverzüglich mit den Arbeiten an der Ruinenstätte zu beginnen. Da nur der Zitadellenbereich als schützenswertes antikes Ruinengelände galt, wurde seit Beginn der 1970er Jahre das gesamte Gebiet der antiken Unterstadt durch Umsiedler aus der Euphratregion überbaut. Durch die Erweiterung des Dorfes Tell Halaf waren die südlichen Randbereiche der Zitadelle zerstört worden. Es stand zu befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis keine Grabungen mehr durchgeführt werden können. Die Direction Générale des Antiquités et des Musées Damas (DGAM) sah, insbesondere durch die letztgenannte Tatsache, die unverzügliche Aufnahme neuer Grabungen als dringend erforderlich an. 2006 konnte ein gemeinsames Projekt des Vorderasiatischen Museums Berlin und der DGAM in Zusammenarbeit mit den Universitäten Bern, Halle und Tübingen begründet werden. Die finanzielle Förderung übernahm die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines Langfristvorhabens. Neben weiteren Erkenntnissen zur baugeschichtlichen Entwicklung der Paläste auf der Zitadelle haben die neuen Untersuchungen gezeigt, dass der Tell Halaf offensichtlich auch nach der Obēd-Zeit bis zum Ende der Bronzezeit, wenn auch nur sporadisch, bewohnt war. Der genannte Zeitraum galt bisher als Siedlungshiatus. Zu den bemerkenswerten Resultaten gehört ebenso die Feststellung, dass es im Fundrepertoire der erstmals nachgewiesenen achämenidischen Siedlungsspuren und in der seleukidisch-parthischen Zeit viele Parallelen zur Levante und zu Westsyrien gibt, die für signifikante westliche Einflüsse in der Region sprechen.

 
 

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