Pilotstudie zum Frühen Lückenschluss zur Vermeidung von Gingivaduplikaturen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel: Gingivaduplikaturen sind eine regelmäßig beobachtete Nebenwirkung des kieferorthopädischen Extraktionslückenschlusses. Sie gehen mit Knochenverlust, entzündlichen Veränderungen und instabilem Lückenschluss einher. Im klinischen Alltag findet der Beginn des Extraktionslückenschlusses mit einer breiten zeitlichen Variation statt. Im Rahmen einer prospektiven, randomisiert kontrollierten Pilotstudie sollte untersucht werden, ob ein früherer vs. einem späteren Beginn des orthodontischen Lückenschlusses nach Zahnentfernung, Unterschiede bezüglich der Inzidenz und des Ausprägungsgrades entstehender Gingivaduplikaturen verursacht. Methoden: Bedingt durch den Ausfall eines Studienzentrums erfolgte die primäre Screening- und Rekrutierungsphase an zwei Polikliniken für Kieferorthopädie. Hier wurden 368 Patienten hinsichtlich einer Indikation zur Extraktion von mindestens einem Prämolaren des Unterkiefers untersucht und nach Einschluss in einen von 2 Therapiearmen randomisiert. Therapiearm A sah den Beginn des Lückenschlusses 2-4 Wochen und Therapiearm B frühestens 12 Wochen nach der Zahnentfernung vor. Während und nach dem Lückenschluss wurden klinische Daten erhoben (Vorhandensein und Ausprägungsgrad von Gingivaduplikaturen, Sondierungstiefen, Verlauf des Lückenschlusses, Mundhygiene und parodontale Gesundheit) und der biometrischen Analyse zugeführt. Während der gesamten Untersuchung erfolgte kontinuierlich ein externes Monitoring. Ergebnisse: 27 Probanden mit einer mit einer Geschlechterverteilung von 13 männlichen und 14 weiblichen Probanden mit einem durchschnittlichen Alter von 14,8 Jahren wurden untersucht. Alle Patienten waren Nichtraucher und hatten eine unauffällige allgemeinmedizinische Anamnese. 74 Extraktionsregionen (Maxilla n=30, Mandibula n=44) wurden analysiert. Es gab keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Inzidenz der Gingivaduplikaturen (Exakter Test von Fisher p=0.13) (Behandlung A 37 / 84,1% mit Gingivaduplikaturen gegenüber Behandlung B 29 / 96,7% mit Gingivaduplikaturen). Diese Ergebnisse waren auch im Vergleich der Einzelkiefer konsistent (Oberkiefer p=0.52; Unterkiefer p=0.21). Der Ausprägungsgrad der Gingivaduplikaturen zeigte nur einen Trend zu dem frühen Lückenschluss, jedoch keine signifikanten Unterschiede in den Therapiegruppen. Diskussion: Diese Studie zeigte einen Trend, dass ein früh eingeleiteter Lückenschluss vorteilhaft für die Prävention von Gingivaduplikaturen sein könnte. Jedoch konnte kein signifikanter Einfluss der Heilungsphase vor dem Extraktionslückenschluss auf die Inzidenz und den Grad von Gingivaduplikaturen ermittelt werden. Da die Arbeit jedoch auf Grund der geringen Fallzahl limitiert war und das originäre Ziel in einer Fallzahleinschätzung für ein Folgeprojekt lag, ist es nun möglich mit den vorliegenden Daten weitere Einflussparameter zu identifizieren und genauere Fallzahlschätzungen für zukünftige klinische Studien zu planen, und konnte so die gestellten Erwartungen voll erfüllen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Influence of time after extraction on the development of gingival invagination: study protocol for a multicenter pilot randomized controlled clinical trial. Trials, Vol. 14. 2013: 108 (5 pp.).
Reichert et al.
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Risiken bei der kieferorthopädischen Bewegung von Zähnen – Wurzelresorptionen und gingivale Invaginationen. In: Jäger, Andreas (ed.), Kieferorthopädie im 21. Jahrhundert. Thieme-Verlag, ISBN 978-3-13-165821-0, 2013, S. 73-77.
Christoph Reichert
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Inzidenz und Ausprägung von Gingivaduplikaturen bei frühem vs. spätem Beginn des kieferorthopädischen Extraktionslückenschlusses. 88. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie, Mannheim, 2015, S. 15.
Reichert et al.