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Soziale Konstellationen zur Erklärung von Gewalt

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228534351
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die erstmals theoretisch und empirisch realisierte Verbindung der Theorie Sozialer Desintegration (TSD) mit den sozialen Erfahrungen in integrations- bzw. desintegrationsrelevanten Lebensbereichen mit der Control Balance Theory (CBT) und dem Fokus auf situationsbezogene Interpretationen von Handlungsoptionen im Sinne von Kontrollüberschuss bzw. Kontrolldefiziten hat Weiterführungen, aber auch Defizite ergeben geliefert. • Defizite haben sich aufgrund der theoretischen Komplexität der CBT in der Operationalisierung für die quantitative Erhebung ergeben. Kernpunkt dieser Defizite war der Umstand, dass sich die zufriedenstellenden Pretest-Ergebnisse des quantitativen Untersuchungsteils nicht in der quantitativen Haupterhebung replizieren ließen. Deshalb ist eine Veränderung der Auswertungsmethode notwendig geworden. • Defizite ergaben sich auch beim Feldzugang, sowohl für die quantitativen als auch die qualitativen Interviews. • Weiterführungen in der Erklärung von Devianz und Gewalt haben sich in mehrfacher Hinsicht gezeigt. Die zentrale Botschaft ist: Je größer die Integrationsqualität und damit das Anerkennungsniveau der Jugendlichen in den verschiedenen Lebensbereichen ist, desto besser ist die Kontrollbalance, um weder bei Kontrollüberschuss noch bei Kontrolldefiziten den Weg in deviantes oder gewalttätiges Verhalten zu wählen. Wie die quantitativen Ergebnisse der Klassenanalysen, die durch die qualitativen Ergebnisse vertieft werden, zeigen, ist der größte Teil des Samples mit einer befriedigenden Integrationsqualität und Kontrollbalance ausgestattet. Die Klasse II zeigt bereits ambivalente Ergebnisse, und ein kleiner Teil (Klasse III) zeigt die negative Kombination von Desintegrationserfahrungen, Kontrollimbalance und deviantem bzw. gewalttätigem Handeln. • Weiterführungen in den Erkenntnissen ergeben sich auch, da die Ergebnisse auf den Umstand verweisen, dass ungünstige Lebensvoraussetzungen nicht zwangsläufig Konsequenzen haben müssen, die gesellschaftlich oder individuell schädlich sind. Ein Großteil der Jugendlichen aus Klasse III ist trotzdem nicht delinquent oder gewalttätig. Aus den negativen Umständen können sie Kraft ziehen, um ihre Lebenssituation eigenständig zu verbessern. • Im Rahmen der vielfältigen sozialen Konstellationen von CBT und TSD zeigen die Ergebnisse, dass Jugendliche mit den vergleichsweise ungünstigsten Lebensumständen am seltensten gewalttätig werden, wenn sie selbst Opfererfahrungen haben. Die erlebte Viktimisierung scheint Jugendliche aus noch näher zu erforschenden Gründen von Gewalthandlungen abzuhalten. Insgesamt betrachten wir den Weg zu weiteren Theorieverknüpfungen als vielversprechend, um den Erklärungsraum für Devianz und Gewalt auszuweiten.

 
 

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