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Fragen und Implikation

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228934092
 
Implikation ist ein fundamentaler Begriff in der Semantik: Z.B. ist die Tatsache, dass jeder Sprecher des Deutschen weiß, dass 'Hans las Krieg & Frieden' den Satz 'Hans las ein Buch' impliziert ein zentrales semantisches Datum. Aber Implikation ist auch für das Verständnis von grammatischen Phänomenen wie negativen Polaritätselementen und skalaren Implikaturen wichtig. Deren Distribution ist in Deklarativsätzen von den Implikationseigenschaften des jeweiligen Satzes abhängig (z.B. Gazdar 1979, Ladusaw 1979). Es wird also eine enge Korrelation zwischen dem Auftreten dieser Phänomene und spezifischen Implikationseigenschaften beobachtet. Jedoch treten negative Polaritätselemente und skalare Implikaturen auch in Fragen auf. Ein bekanntes Problem für das Verständnis dieser Phänomene in Fragen ist, dass Implikation eine semantische Relation zwischen Deklarativsätzen darstellt. Es ist daher unklar, ob z.B. 'Las Hans Krieg & Frieden?' und 'Las Hans ein Buch?' durch Implikation miteinander verbunden sind. Somit sind die genauen Lizensierungsbedingungen von negativen Polaritätselementen und skalaren Implikaturen in Fragen noch ungeklärt. Dieses Problem hat jedoch die kausale Verbindung zwischen Implikation und den genannten Phänomenen in Zweifel gezogen. Das Projekt rollt die 30-jährige Debatte über implikationsabhängige Phänomene in Fragen neu auf, indem es eine Antwort auf zwei Ebenen sucht: Erstens wird aufbauend auf Guerzoni & Sharvit (2007) die Korrelation zwischen Implikationsumkehr und Exhaustivität in Fragen untersucht. Zweitens wird basierend auf den gewonnen Einsichten eine neue Fragesemantik entwickelt. Diese neue Theorie hat die Konsequenz, dass (i) Fragen durch Implikation verbunden sind, und (ii) die stark exhaustive Antwort auf eine Frage die Implikation genauso umkehrt wie Negation. D.h., die stark exhaustive Antwort auf 'Las Hans ein Buch?' impliziert die auf 'Las Hans Krieg & Frieden?'. Die Untersuchung hat tiefgehende Konsequenzen für eine Reihe von weiteren wichtigen Debatten. Es wird erwartet, dass Evidenz dazu aus fünf empirischen Bereichen kommt: von (i) Anti-Addidivität und rhetorischen Fragen wie 'Hat Hans auch nur einen Finger gerührt?', (ii) der Umkehr von skalaren Implikaturen in bestimmten Fragen und der Nichtumkehr in anderen, (iii) der Intuition von Sprechern bzgl. der stark exhaustiven Antwort, (iv) Fokus in Antworten, und (v) der Analyse von eingebetteten Fragen und einbettenden Prädikaten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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